Wenn man nicht weiter darüber nachdenkt, ist „Frohe Ostern“ nur eine nette Redewendung. Etwas, was man höflicherweise sagt, wenn man sich zu dieser Zeit des Jahres begegnet. Eine gute Zeit, die man seinen Mitmenschen, der Familie sowie den Freunden wünscht und das kleine bisschen Magie für die Kinder, wenn sie Geschenke vom Osterhasen suchen dürfen. Natürlich hat das Ganze auch einen seriösen Hintergrund: Christich gesehen verbinden wir mit Ostern die Kreuzigung und den Tod Jesu und heute, am Ostersonntag genau, die Auferstehung. Googelt man das, wird dieser Tag als ranghöchster Feiertag im Kirchenjahr betitelt. Wahnsinn. Nicht die eigentliche Geburt Jesu, sondern die Wiederauferstehung, das Zurückkommen ins Leben.
Vor elf Jahren, zur Osterzeit 2008, realisierte ich, dass ich gesundheitlich gesehen ein ernstes Problem hatte. Den ersten Morbus Crohn Schub verbinde nicht mit einer guten Zeit und auch nicht mit Magie. Wobei es manchmal schon ein Wunder war, wie ich die Tage überstand. Es war der Startschuss vieler Schmerzen, von Leid und purer Verzweiflung. Chronisch, das heißt für immer. Chronisch, das heißt nicht zu jeder Sekunde. Aber chronisch, das heißt immer wieder, ein Leben lang. Chronisch, das heißt nicht, dass das gute Leben nun vorbei ist. Chronisch, das heißt, ein Kämpfer zu werden. All das war mir damals natürlich nicht sofort bewusst, da wächst man hinein. So, wie man nicht von Anfang an weiß, wie das Elternsein tatsächlich funktioniert. Oder wie man am Anfang nicht weiß, wie genau man an ein Ziel kommt – man startet einfach mit dem ersten Schritt in die richtige Richtung und geht immer weiter.
Menschen erleben verschiedenste Ereignisse als Wiedergeburt im übertragenden Sinne. Ich erlebte dieses Gefühl nicht zu Ostern, sondern Monate später. Ich hatte zwischendrin, in diesem ersten Schub, meinen Lebenswillen verloren, meine letztes Stück Leichtigkeit, meinen Kampfgeist. Als mir die Medikamente einen Weg heraus aus dieser Gefangenschaft im eigenen Körper ermöglichten, fühlte ich mich wie neugeboren. Als würde ich noch mal eine zweite Chance bekommen, als würde mir aufgeholfen werden, damit ich weitergehen kann. Ich weiß sehr wohl, dass die Medikamente Fluch und Segen sind, ich bin ja nicht völlig naiv. Aber sie gaben mir damals und geben mir heute eine Möglichkeit, zu leben. Ohne wäre ich vor elf Jahren tatsächlich erbärmlich und unter vielen Schmerzen gestorben.
In diesem Sinne: Frohe Ostern!
Genießen wir das Leben von Herzen, weil wir die Möglichkeit zu bekommen.