Darmspiegelung

Ich habe grob überschlagen, das war jetzt wahrscheinlich etwa Darmspiegelung Nr. 15.

Gestern war ich normal bei der Arbeit, mit dem Feierabend am Mittag ging ich das Abführen an. Mit dem Frühstückstoast hatte sich das Essen auch erst mal erledigt. Der Hunger hielt sich tatsächlich in Grenzen. Zwei Stunden nach dem ersten Glas aus Pulver waren erste Erfolge im Beutel zu verzeichnen. Etwa zeitgleich musste ich das flüssige Mittel anfangen, über eine Stunde verteilt. Das Zeug, das einfach mies schmeckt. Meine Strategie ist das Teilen auf 4 Gläser, diese jeweils zu exen und danach mit Apfelsaft nachzuspülen und zu gurgeln. Kein Witz. Während dieser Stunde bin ich vom üblichen Zweiteiler am Bauch auf einen Einteiler mit Ausstreifbeutel gewechselt. Damit kann man den wässrigen Beutelinhalt gut kniend im Klo loswerden. Ich musste sogar den Fön auspacken, denn im kalten Badezimmer wollte die Platte nicht am Bauch kleben wie sie soll. Kaltes Bad? Dauerlüften. In dieser Stunde habe ich meinen Zwei auch Abendessen gemacht. Danach 1 Liter Wasser trinken. In dieser Zeit auch noch die Kleine und mich fertig gemacht. Noch ein paar Mal aufgestanden, aber die Nacht war gut. So okay hab ich mich selten bei der Vorbereitung gefühlt. Keine Schmerzen bis hierher.

So macht 4 Uhr aufstehen etwas Freude
„Kamille“

Achtung, nächstes Bild beinhaltet Blut!!

Klistier-Packung für 5 cm Enddarm Ergebnis: meinem Darm gefällt es nicht

Bin wieder wach
Restblut, Schokolade, Anziehen

Kurz vor 4 werde ich wach, noch bevor der Wecker klingelt. Mein Mann und ich tauschen den Platz neben der Kleinen, die bitte noch 2 Stunden schlafen soll. Mit Blick auf unseren Weihnachtsbaum gibt es die letzten 4 Gläser, selbes Spiel wie gestern. Mal zu probieren, mit Strohhalm zu trinken, bekommt von mir persönlich den Daumen runter. Einmal übergebe ich mich fast ins Küchenspülbecken. Ich mach drei Kreuze, als es geschafft ist. Dann wieder den Liter Wasser trinken. Das Ergebnis sieht wie gewünscht nach Kamille aus. Die morgendliche Routine der Kleinen bleibt, ich fahre sie in die Kita. Zurück daheim hab ich wenig Bock auf den letzten Schritt, schließlich gibt es noch 5 Zentimeter, die noch nicht clean sind. Denn auch wenn der Enddarm nicht mehr aktiv bei der Verdauung beteiligt ist, produziert dieser leer trotzdem Darmschleim. Dafür gibt es Klistier, das will ich immer daheim machen. Da ich absolut unfähig bin, Wasser mit dem Schließmuskel zu halten und es auch sehr unangenehm ist. Ich mach das direkt auf dem Klo, natürlich findet mein Enddarm das nicht toll und blutet beleidigt etwas vor sich hin. Nicht das erste Mal. Dann wechsle ich vom Einteiler zu meinem Zweiteiler, bei der der Beutel zum Spiegeln abgenommen werden kann. Außerdem habe ich fertig abgeführt. Meine eigene Ersatzversorgung im Rucksack kommt heute definitiv zum Einsatz, denn manchmal geht die Versorgung kaputt oder wird schmutzig. Mein Mann fährt mich in die Stadt, ich sitze noch etwas im Wartezimmer. Ich bezahle einen Betrag, damit der Darm nicht mit normaler Luft gefüllt wird, sondern mit schneller angebautem Kohlendioxid. Dass wird sehr viel schneller über die Darmwand absorbiert, ich habe danach gute Erfahrungen gemacht mit weniger Schmerzen oder Unbehagen und Blähungen. Also zahle ich 20 Euro. Erklären muss man mir bei einer Spiegelung nichts mehr, ich leg mich entspannt auf die Liege und lasse mich anschließen an die Überwachung. Der Zugang wird gelegt und als der Arzt kommt, fragen wir uns kurz, wo wir denn anfangen: Hinten oder Vorne. Trotz Stoma entscheiden wir uns für Seitenlage und hinten, schon wird das Propofol gespritzt. Ist ja alles gesprochen. Ich merke wie meine Worte wie ein dumpfes Hintergrundgeräusch in mein Ohr gelangen. Mein Körper fühlt sich in Sekunden schwer wie Blei an, der Kopf schaltet ab. Es ist ein Traumloses Schlafen, es macht fast ein bisschen süchtig. Dieses Fallenlassen in Sekunden. Heute ist jedoch was passiert, das in all den Untersuchungen noch nie passiert ist. Nach dem Aufwachen dachte ich erst, dass ich zu Beginn nicht richtig weg war und deswegen etwas sagte wie: „Ich glaube, ich brauch noch mal was“ und je länger ich wach war und wieder Frau meiner Sinne war, wurde mir bewusst: ich bin zwischendrin wachgeworden. Natürlich wurde ich direkt nach wenigen Sekunden wieder abgeschossen. Noch am selben Abend muss ich gestehen, dass die Zeit direkt nach der Untersuchung nicht ganz klar ist. Ich weiß, meine Sachen wurden ins Aufwachzimmer getragen – wie ich hinkam, ist mir aber nicht ganz klar 🙂 ist aber nicht schlimm, ich bin schon selbst gelaufen oder dort reingefahren worden. Ich habe mich stets sicher gefühlt. Es ist viel los in der Praxis, untypischer Weise entfernt mein Arzt den Zugang selbst und versucht mich abzuholen wegen dem Aufwachen zwischendurch. Da ich keine Schmerzen hatte und alles ohne Probleme abgelaufen ist, ist dies kein Grund für böse Stimmung. Er hat schon immer wirklich auf mich aufgepasst, wenn es möglich war.

Ein paar Tage vor Weihnachten macht er mir ein Geschenk und zeigt mir Bilder aus meinem Inneren. Der Großteil meines Darms sieht wunderbar aus und es gab keine Polypen zu entfernen.

PS: Heute ist Dienstag. Am Samstag nachmittag gibt es endlich wieder gefüllte Beutel, keine gefürchtete Verstopfung. Alles gut und ready for Heiligabend.

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