



Es sind nur Haare.
Ratet mal, welche Folge ich bei GNTM immer mit großer Freude angesehen habe? Das Umstyling mit ein paar Bier. Wundervoll!
Das kann ich sagen, weil ich – derzeit – viele habe. Das kann ich sagen, weil ich – derzeit – keinen Haarausfall habe. Das kann ich sagen, weil ich meist gesegnet bin mit Haaren meiner Oma, die wie Unkraut wachsen.
Spielte ich früher in meiner Jugend und Anfang der 20er mit Farben, habe ich daran kein Interesse mehr. Meine Naturhaarfarbe gefällt mir am Besten. Aber aller zwei/drei Jahren kommen +30 cm weg. Ohne Trennungsschmerz. Bob-Frisuren sind unkompliziert und erleichtern mir die Arbeit, denn so viele Haare machen viel Arbeit.
Vor drei Jahren probierte ich dann etwas Radikaleres – ein Ponyschnitt. Mein letzter Ponyschnitt lag Jahrzehnte in meiner Kindheit zurück, begraben. Wobei andere – tatsächlich schlimme – Haarschnitte ebenso dort begraben liegen. „Mama, wer ist dieser Junge“, sage ich nur. „Deine Mama ist das“. Zurück zum Pony – ich mochte den Schnitt, ich fand, der mit Absicht volle Pony stand mir. Aber es war aller 4-6 Wochen ein Termin beim Friseur und sobald es warm wurde, ein weiterer Grund zum Schwitzen. Also ließ ich das Pony wieder rauswachsen und startete damit, mir Frisuren zu gestalten. Damit die kurzen Haare aus dem Gesicht waren, weil an kurzen Haaren üben einfacher ist und ich einer neuen Leidenschaft folgen konnte: Wikinger-inspirierte Frisuren mit Geflechtetem und Knoten. Denn das musste ich üben, ich schaffe nun – 2 Jahre später – immer noch keinen französischen Zopf. Weil ich es noch nicht oft genug probiert habe. Nur deswegen. Seither bin ich schneller geworden, routinierter. Es macht mir Spaß, wirklich Spaß. Wollte ich früher unbedingt einen extrem ordentlichen Zopf und sehr anliegende Haare, wähle ich nun Struktur und Abwechslung, teils sogar Haarschmuck.
„Mach doch die Haare auf, steht dir eh viel besser“
„Frauen sehen nur mit langen Haaren wie eine Frau aus“
„Warum?“
„Was hast du nur getan?“
„Du siehst viel zu streng aus andauernd mit dem Zopf“
„Aber was ist, wenn die nicht mehr wachsen?“
Wer es noch nicht verstanden hat, ich mache das für mich. Weil ich es kann. Der einzigen Person, der es gefallen muss, bin ich. Und wenn es mir nicht (mehr) gefällt, ändere ich es wieder. Weil ich es kann. Meine Tochter wächst auf mit einer Mama, die sich traut, sich auszuprobieren und mit einem Papa, der Mama unterstützt. Wie wundervoll ist das?
Ich brauchte eine Veränderung. Ich hab es gespürt, ich brauchte das. Vor zwei Wochen habe ich das Verrückteste mit meinen Haaren gemacht, was ich persönlich je gemacht habe. Aber ich war mir sicher damit, ich hatte keine Angst oder Sorge. Ruck Zuck waren sie ab … ein paar Haare zumindest. Der Undercut. In der Tat passt dieser Schnitt besser zu mir im Moment als jeder Bob. Ich kann damit weiterhin tolle Wikinger-inspirierte Frisuren machen, der Undercut ist perfekt dafür. Meine Zöpfe weit oben am Hinterkopf gefallen mir sehr gut, mit diesem Schnitt ideal. Es fühlt sich toll an, diese kurzen Haare und ehrlich gesagt hilft es mir sogar, meine Temperatur besser zu regulieren. Es ist klar, dass meine Haare rasch wachsen – wie rasch, wird nun klar. Ich muss aller 10 Tage nachrasieren. Nicht ich, ich kann das nicht. Mein Mann darf und beim ersten Mal war das ziemlich ungewohnt und neu, aber es gelang perfekt. Dass er mir mal den Kopf rasiert, hätte er auch nie gedacht. Immer was Neues.
Haare kann ich kontrollieren. Es hilft mir.
Es hilft mir, wenigstens diese Sache an meinem Körper im Griff zu haben.




