Vor wenigen Wochen ging ich zu einem HNO, um über meinen Schlaf zu sprechen. Das hatte ich nicht vor, weil ich dachte, mein schrecklicher Schlaf wäre das Resultat all meiner Krankheiten. Ich dachte, ich wäre dem ausgeliefert. Und dann wurde mir bewusst, dass ich schon immer Probleme mit Schlaf hatte. Das ist nicht übertrieben, ich habe versucht, mich daran zu erinnern. Das Problem war schon das Einschlafen, auch das Durchschlafen. Besonders in den letzten Jahren war es egal, wie lang ich schlief, am Morgen war ich nicht erholt, ausgeschlafen oder voller Energie. Es ist mir unmöglich, mit Schlaf die Kraft zu schöpfen, die ich brauchte. Und ich bräuchte so viel Kraft. Mir wurde also geraten, diesen Schritt zu gehen. Ich bekam ein Testgerät für die Nacht, welches mich überwachen sollte. Es war unbequem und die Nacht war leider echt mies mit etwa 5 Stunden Schlaf samt zwei 2 Mal aufstehen. Am nächsten Tag brachte ich das Gerät zur Auswertung zurück, ein paar Tage später ging ich zur Besprechung hin.
Ich erwartete nichts, keine Erkenntnisse. Ich dachte, dass ich hiermit Etwas ausschließen würde. So kam es aber nicht. Der Morgen beim HNO dann eine negative Überraschung. Im ersten Moment verstand ich die Aufzeichnung nicht, bis die Ärztin mir alle Zeilen erklärte und mich auf die Aussetzer hinwies. Zu viele davon. Mit den dazu gehörigen Pulsspitzen und der fallenden Sauerstoffsättigung. Ich saß da mit einem AHI von 13 in einer kurzen Nacht = Apnoe-Hypopnoe-Index, also wie oft pro Stunde atmen man zu flach oder gar nicht. 5-15x leicht, 15-30x mittel und ab 30x schwer, so wird grob unterschieden. Die Ärztin fügte hinzu, dass sie bei mir von einem höheren Index ausgeht. Grund der Aussage war die schlechte Testnacht. Das fand ich schwer zu verarbeiten. Ich war erschrocken, geschockt und verloren über den Befund. Ich fuhr danach zur Arbeit und verbrachte diese 15 Minuten damit, schrecklich zu heulen und schreien. Ich hatte mal wieder gestreckt. Noch was zu meinen bisherigen Diagnosen dazu. On top. Weiterer Ballast. Überfordert fühlte ich mich mit mir selbst und all diesen Aufgaben, die ich mit mir selbst hatte und neben denen ich einfach weiter funktionieren sollte. Mit verquollenen Augen setzte ich mich ins Büro und überlebte den ersten Tag mit diesem Thema im Hinterkopf. Die nächsten Tage schwankte ich zwischen zwei Zuständen – „Shit“ und „Vielleicht ist das der Grund für meine fehlenden Kapazitäten“. Es schien dann Sinn zu machen, warum ich morgens schon durch war, nie Kapazitäten übrig hatte und ich gesundheitlich seit 5 Jahren auf keinen grünen Zweig kam. Es kam mir gar vor wie das fehlende Puzzle-Teil meine Gesundheit. Und in der nächsten Minute dachte ich wieder: Shit!


„Wir messen alles von Ihnen –
das einzige,
was sie behalten,
sind ihre Träume“
In einer sowie schon stressigen Zeit mit einem vollen Terminkalender ging es für mich ins Schlaflabor. Der Tag vor der ersten von drei Nächte, war richtig schlecht. Ich hatte mir zu viel aufgeladen, wollte zu normal alles in meinem Leben bedienen. Familie, meine Tochter, Arbeit, Haushalt, die liebe Fassade. Und hinter dieser saß eine Elisa, die schlicht weg Angst hatte und überfordert war. Ich brauchte die Unterstützung von meinem Mann für unsere Tochter und für‘s Weinen. Im Dunklen machte ich mich auf in die Stadt, ich wusste nicht, was mich erwartet. Eine Handvoll andere Menschen warteten mit mir, bis jeder sein Einzelzimmer zugewiesen bekam. Es gab ein Klo, was sich nicht als problematisch herausstellte. Ich zog meinen Schlafanzug an und legte mich ins Bett, lesen oder das Handy benutzen war möglich. Eine halbe Stunde nach der Ankunft kam der Arzt um 20 Uhr, erklärte kurz, wie die Testnacht ablaufen würde und er kam mir dabei sehr nett vor. Kurz nach 21 Uhr kam die Arzthelferin zum Verkabeln. EKG, Bewegungen, Lage, Puls, Schnarchen, Atmung, Sättigung und sicherlich noch andere Parameter wurden die ganze Nacht aufgezeichnet. Eine halbe Stunde dauerte das Ganze, die Frau war wirklich nett und wir hatten dabei eine gute Unterhaltung. 22:15 schlief ich mit einer halben Schlaftablette ein, war ab und an nachts kurz wach; 7 Stunden später wachte ich komplett auf und wurde mit der Schere von allen Kabeln befreit. Als ich wieder alleine war, zog ich alle Kleber am Körper ab und zog mich an. Die Kleber und das Gel im Haar bekam ich so gar nicht raus. Ich trank dort einen Kaffee und fuhr heim. Da durfte ich mit meiner schlafenden Tochter kuscheln und die Ruhe vor einem neuen Tag genießen. Nachdem ich sie in die Kita gebracht hatte, duschte ich mir die Elektroden aus dem Haar und arbeitete im Homeoffice.
Am nächsten Abend parkte ich wieder mein Auto vor‘m Schlossberg-Center, in dem die Firma, in der ich jetzt arbeite, vor fast 40 Jahren ihren Sitz hatte. Kaum vorstellbar, da wir jetzt in einem großen Neubau unserer Arbeit nachgehen. Es zeigt mir wieder, dass alle Dinge klein anfangen. Um 19:30 konnte ich einfach in dasselbe Zimmer gehen, mein Schlafanzug und die Zauberkugel, die meine Tochter für mich gebastelt hat, waren ja noch da. Der Arzt kam nicht und ich war bis nach 21 Uhr alleine, was mich verunsicherte. Als die Arzthelferin kam, folgte die Erklärung: keine Maske, wie geplant, weil die erste Testnacht gestern nicht schlüssig genug war. Mehr weiß sie nicht – so wie sie sprach, gab sie mir das Gefühl, dass doch eigentlich jeder Aussetzer hat (bis zum gewissen Grad auch richtig) und ich fühlte mich komisch damit. Ich sollte die andere halbe Schlaftablette nehmen. Neben dem Einzelbett war dies der einzige Unterschied zur Testnacht daheim. Ich zweifelte an mir. Hatte ich keine Schlafapnoe? War diese Diagnose, die so viele Themen meiner Gesundheit erklärt hätte, jetzt doch nicht zutreffend? Ich verstand nichts mehr, ich hatte ein scheiß Gefühl. Das Auf und Ab war sehr anstrengend, mein Verhalten im Schlaf zu beeinflussen, war unmöglich. Ich bat sie, mich am nächsten Morgen als erste Person zu wecken, da ich direkt nach der Abgabe in der Kita zu einem Termin musste. Das heißt, dass ich die Dusche vor Ort nutzen musste. Einmal in der Nacht musste ich auf‘s Klo und ich konnte auch froh sein, dass ich so verkabelt nicht oft meinen Beutel wechseln musste. Ich duschte also die Elektroden und das Gel aus den Haaren, trank einen Kaffee und kam ins Gespräch mit einer anderen Frau. Ihr ging es genau wie mir, Testnacht daheim auffällig und erste Testnacht hier nicht schlüssig. Sie hatte jedoch nach der zweiten Testnacht nun das Arztgespräch – ich hatte noch eine dritte Nacht vor mir. Ich war planlos, unsicher und in der Schwebe. Es fühlte sich nicht gut an. Alles schien in der Schwebe. Als ich zwei Stunden später auf dem Weg zu meinem Termin an ihr vorbeifuhr, sah sie glücklich aus und am liebsten wollte ich anhalten und mehr erfahren.
(Dritte Nacht folgt nach den Bildern)









Nach zwei Tagen Unsicherheit und Kopfkino hatte ich dann dritte Nacht vor mir. Es war etwas bizarr, die Arzthelferin war etwas spät dran und die anderen warteten alle mit ihren Zetteln, wie ich an meinem ersten Tag. Ich war inzwischen routiniert und machte mich wieder Bettfertig. Nach kurzer Zeit kam sie rein und gab mir ein Formular zum Unterschreiben: mit Maske, hieß das. Der Arzt erklärt mir eine halbe Stunde später, dass alle Nächte nun eine leichte Schlafapnoe mit sehr starkem Schnarchen darstellten. Die Nacht mit Maske sollte diesen Zustand stabilisieren. Fast halb 10 kam die Arzthelferin, wieder die Letzte heute. Heute nicht nur das Verkabeln, sondern auch das Anlegen und Erklären der Maske. Die darauffolgende Nacht ohne Tablette war genauso unbequem, wie man sich das vorstellt. (Unten seht ihr ein Bild, wie viel „an mir“ los war) Die Maschine war nicht laut, das Lauteste war der Schlau an der Maske, der die überschüssige Luft rausließ und was sich anhörte und -fühlte wie Wind. Mit der Maske liegt es sich okay, nur Reden und Trinken ist dann nicht mehr. Der erzeugte Luftdruck durch die Nase macht das Öffnen vom Mund nämlich unangenehm. Ich wachte um 5 Uhr auf und fühlte mich nicht göttlich, sondern platt und im Gesicht verspannt. Mein Wunsch, direkt einen Unterschied zu merken, war nicht wahr geworden. Ich duschte wieder vor Ort und packte meine Sachen zusammen. Weil heute keine Putzfrau kam, durfte ich nicht im Schlaflabor warten, bis der Arzt kam. Ich wartete extern und kam kurz nach 7 Uhr wieder zurück. Der Arzt zeigte mir die Aufzeichnungen der drei Nächte und verwies explizit auf den Unterschied mit und ohne Maske. Regelmäßigerer Puls, die Atmung fast ohne Auffälligkeiten und das Schnarchen extrem reduziert. Er erklärte mir meine Möglichkeiten, was er empfahl und war wieder ein sehr freundlicher sowie entspannter Arzt. Ich hörte mir alles an und entschied mich, drüber zu schlafen. Auch, wenn es nur eine leichte Schlafapnoe war, war sie da und beeinflusste meinen Körper.
Letztlich ist mir jetzt bewusst, wenn ich keinen der Wege einschlage, wird sich Nichts an diesem gesundheitlichen Problem ändern. Ich gebe mir ein paar Tage, mich noch zu belesen und dann zu entscheiden.
