Endlich nach Schweden

Schon ein paar Jahre möchte ich endlich nach Schweden. Skandinavien ist inzwischen mein persönliches Lieblingsreiseziel und ich habe noch lange nicht genug davon. Da ich Kunden aus Schweden betreue und die Sprache lerne, war’s auch endlich mal Zeit. Äntligen Sverige. Die schwedische Sprache tagtäglich um mich haben. Es sprechen versuchen. Schwedische Wikingergeschichte und -orte sehen. Etwas typisch Schwedisches selbst übernehmen. Die Ostsee von Schweden meinem Kind zeigen. 

Einblick in den Frankfurter Flughafen: Anscheinend flogen wir die letzten Jahre von den falschen Flughäfen bzw. welchen, die nicht auf den allerneusten Standards sind: wir mussten Nichts aus den Taschen nehmen – keine Flüssigkeiten und keine technischen Geräte – und hätten Wasser mitnehmen können. Das war für uns absolut befremdlich und die Frau beim Sicherheitscheck sagte nur trocken, dass das seit zwei Jahren so ist. Außerdem schlug mein Stomabeutel hier bei den Körperscannern nicht mehr Alarm, das hat mich sehr gefreut. Sie werden besser. 

Reisefakten: Frankfurt – Göteborg (dann mit dem Mietauto ins Zielgebiet: Skåne) Der Flughafen Göteborg/Landvetter ist der zweitgrößte Flughafen Schwedens. Er fertigt somit mehr Passagiere ab als unser Heimatflughafen Stuttgart, wird von diesem jedoch nicht direkt angeflogen. Keine 50 Jahre alt ist der Flughafen nun seit seinem ersten Tag mit 60 abgefertigten Flugzeugen. Wir empfanden die Zeit und Wege am Flughafen als sehr angenehm und locker trotz stark bewaffneter Mitarbeiter bei der Einreise. 

15 Tage mit 6 Unterkünften (jeweils 1 Nacht Anreise- & Abreisetag und 4 x 3 Nächte in Stugas, Tiny Houses und Bauernhof)

Typischer roter Hausanstrich

Dieser Bericht soll euch einen Einblick geben, was wir gemacht haben in Schweden. Wir waren dabei 2 Wochen Selbstversorger und meistens unter uns als Familie in unserem regulären Rhythmus wie Zuhause auch.

Die für den Norden typische rote Farbe, die seit dem 16. Jahrhundert für viele Holzhäuser genutzt wird, ist eigentlich ein Abfallprodukt aus der Kupferförderung gewesen. Die konservierende Eigenschaften der Farbe war ein Zufall, dem man sich hier gerne bedient. Über Schweden verteilt gibt es viele Elchparks. Wir besuchten den Smålandet Elchpark, der sehr beliebt ist. 25 Fußballfelder groß ist das Areal, auf dem 9 Elche leben. 5 davon haben wir entdeckt, als wir mit dem Zügle durchgefahren wurden. Mit Absicht mit dem Zügle, denn die Leute kennen die Lieblingsplätze der Tiere am Besten und haben Leckerbissen dabei. Bisons gab es auch, das größte Exemplar war Respekt einflößend für alle und die Jungtiere super niedlich. Es gab eine wundervolle Interaktion mit Elchdame Svea. Das Gräberfeld im Herzen Skånes ist eines der größten aus der späten Eisenzeit in ganz Skandinavien. Hier standen mal 600 Steine, die Gräber zierten; inzwischen ist es nur noch ein Teil davon in einer schönen Heidekrautlandschaft. Vermutlich wurden diese als Baumaterial in der Umgebung verwendet, für Bauernhäuser und Brücken. Besonders beeindruckend sind die mit Steinen abgesteckten Schiffswracks, die Familiegräber schmücken. Behütet wird das Areal von schwedischen Schafen, die einem hinterher laufen und stoppen, wenn man selbst stoppt. Ein Regentag hatte uns mal voll im Griff, da sind wir einfach unter die Erde, ins Dunkle in die Tykarpsgrottan. Das ist keine natürliche Höhle, wie wir erst dachten, sondern eine von Menschen geschaffene Kalkstein-Mine. Wir erkundeten sie mit Grubenlampen, das war echt was anderes. Die Gegend gehört zum Kristianstad-Kreidebecken und ist reich an Fossilien. Die Decke ist schwarz verrust von frühen Fackeln als Lichtquellen und die Kirchengewölbe ähnliche größte Halle ist sehr beeindruckend. Das 20.000 Quadratmeter unterirdische Labyrinth ist im Winter das Zuhause von Fledermäusen und war schon mehrfach in Musikvideos zu sehen. Glücklich mit der Führung waren wir nicht, eine zweite Sprache – Englisch – wurde nicht gut integriert und machte die Führung eher stressig. Zumal ich es dann noch mal ins Deutsche für andere und meine Tochter übersetzen sollte. Könnte verbessert werden.

Elchdame Svea
Elchjunge Pelle
Gravsfält 1/2
Gravsfält 2/2
Schwedisches Wald-Idyll
Schwedische Strände

Den größten Natur- und Tierpark „Skåne Djurpark“ besuchten wir für gute 6 Stunden. Er lag 5 Minuten von unserer Stuga entfernt. Es gibt ihn seit 1952, erst vor ein paar Jahren wurden Millionen investiert und das sieht man. Ein Ticket kostet 30 Euro, aber entsprechend werden viele Anreize geboten. Es gibt viele – hießige – Tiere, viel Wald und Baumwipfelpfade, tolle Spielplätze und interaktive Möglichkeiten für Kinder, sich auszuprobieren. Dinosaurier sind hier ein Thema, von sich bewegenden Exemplaren bis hin zu einem ganzen Skelett zum Ausgraben. Für uns neu als Konzept eines Tierparks ist der inkludierter Wasserpark. Eine ganze andere Erfahrung war dann das Tropikariet. Man kann sich bei einem Indoor-Zoo denken, was man möchte, sie sind kontrovers. Wir waren im Tropikariet in Helsingborg und es hat uns positiv überrascht. Entstanden aus dem Traum von einem kleinen Jungen namens Magnus, der auch heute noch als CEO hinter den Kulissen und an vorderster Linie aktiv mitwirkt – wir haben ihn selbst gesehen. Das Haus bietet interaktive Lernmöglichkeiten auch für Schulen und Universitäten, setzt sich für Artenerhalt und Forschung ein. Liebe zum Detail und unterschiedlichste Tiere sowie erneutes Dino-Ausgraben ließ uns Stunden dort verbringen. Ganze Stockwerke wurden offen gestaltet, damit der Mensch den Lebensraum der Tiere besuchen kann und sich nicht nur die Nase an der Scheibe platt drückt. Wir hatten auch die Chance, Doktorfische kennenzulernen – in Asien hängt man die Füße rein, hier die Hände. Ich weiß nun, dass ich meine Füße niemals reinhängen werde (kitzelt viel zu sehr). Das Strandleben hier war geprägt von Buddeln, Burgbauen und dem Sammeln von Schneckenhäusern, Muscheln und Hühnergöttern. Viele haben wir nicht gefunden und doch ist die Idee für mich eine Kindheitserinnerung. Der Ursprung dieses Glücksbringer ist einfach – der Stein mit dem natürlich entstandenen Loch wurde an die Hühnerstange gehängt und sollte für mehr Eier sorgen. Es ist eines der beliebtesten Souvenirs der Ostsee, überhaupt. Danach folgt wahrscheinlich der Bernstein, auch davon habe ich einige Zuhause und sie kamen auch aus dem Meer. Ich mag das. 

Helsingborg Tropikariet
Willkommens-Kommando
Dramatischer Ausblick auf Mölle
Naturreservat Kullaberg
DER Ausblick auf die Öresund-Brücke

In Höganäs auf der Kullaberg-Halbinsel haben wir uns gut zurechtgefunden. Ein Ort, der seit dem 15. Jahrhundert als kleiner Fischerort existierte. Drei Jahrhunderte später wurde der Bergbau so prominent, dass der Ort daran wuchs und wuchs. Die Ziegel- und Keramikindustrie gesellte sich im 19. Jahrhundert dazu. Noch heute lassen sich alte Firmen und Geschichte in der Stadt erkennen, aber sie wird nicht davon beherrscht. Die Möwen kreischen hier, es gibt viel Grün und die Stadt lebt mit ihren Menschen. Der äußerste Nordwesten von Skåne ist von der Silhouette des Naturreservats Kullabergs geprägt. Die Klippen- und Steilküste ist eines der beliebtesten Natur-Sehenswürdigkeiten. Wir verstehen, warum. An der Landspitze steht der Kullen, der seit 1561 eine der weltweit befahrensten Seestraßen erhellt. 15 Meter hoch ist der Leuchtturm nur und doch hat er die höchstgelegene Feuerhöhe ganz Schwedens mit fast 80 Meter. Mit 1000 Watt und einer Reichweite von 51 km ist er auch das stärkste Leuchtfeuer Skandinaviens. Nach Sonnentagen werden wir von einem richtigen Regentag eingeholt und müssen alles umschmeißen. Im Erlebnisbad in Malmö sind Fotos untersagt, wir hätten nur das saftige Parkticket vorzuweisen. Natürlich war es übervoll und laut aber besser als im Dauerregen zu stehen und das Toben im warmen Wasser war ein Spaß. Hier interessant: Schuhe werden am Eingang ausgezogen, rein zu kein Ding – nur im Raus wird man ohne Socken und Schuhe mit Kind nur so halb fertig. Malmö liegt direkt bei der Öresundbrücke und es gibt hier DEN Aussichtspunkt. Wenn das Wetter scheiße ist, hilft dir das halt auch nicht. Wir haben die Tage später mehr Glück und erhaschen beeindruckende Blicke aus der Ferne. 16 km Brücke über das Wasser und in einen Tunnel hinein verbindet Dänemark und Schweden. Es ist der längste Unterwassertunnel der Welt mit 4 km. Da Skåne einst ein Teil von Dänemark war und beide Länder immer wieder um Skåne kämpften, ist die Brücke von hohem symbolischen Wert. 

Foteviken Viking Freilichtmuseum
Einmal Bargeld
Weiche Blumen des Norden
Morgendliches Bauernhaus-Idyll
Schaf-Arsch
Sand Sand Sand
Naturreservat Stenhuvud
Hauptaussicht Stenhuvud am Morgen

Persönlich den ganzen Tag verbringen hätte ich im Fotevikens Museum bei Höllviken. Als ich mich beim Ticketkauf auf Schwedisch versuche, werde ich komplett auf Schwedisch bedient mit Information zum Familientag und brauche danach noch mal eine kleine Zusammenfassung auf Englisch. Das ist okay. Ein archäologisches Freilichtmuseum in Form eines Dorfes aus der späten Wikingerzeit. Da hier sehr holzlastig gebaut wurde, ist gar nicht so viel fix überliefert und wir lernen, dass die Häuser nachgebaut wurden, um zu testen, ob sie wirklich halten. Hier erhält man nicht nur anhand von Infotafeln Wissen – das Dorf lebt. Es ist zum Anfassen, zum Reinsitzen und zum Einatmen. Die Schausteller sind nordische Gestalten aus unterschiedlichen Ländern, laufen Barfuß durch’s Dorf und machen es so unglaublich lebendig. Die Schmiede und der Bäcker bedienen alle, in der großen Halle brennt ein warmes Feuer und alle Aktivitäten sind einfach wunderbar authentisch. Als wir nach 3 Stunden gehen, treffen wir König Erik und seine Seherin Vallah am Ausgang und haben samt unserer Tochter mit nordischen Namen in Englisch, Schwedisch und Deutsch einfach einen magischen Moment von Verbundenheit. Ein fast purer Moment Naturglück nur für uns hatten wir im Stenhuvud Nationalpark eines Morgens. Ein Stück Magie in Österlen, mit dem Berg Stenhuvud (übersetzt: steinernes Haupt) direkt am Meer und fast verwunschnen Laubwäldern. Es mutet fast Südländisch an, dabei sind wir im Norden. Der Nationalpark existiert erst seit 1986 und sein höchster Gipfel ist süße 97 Meter hoch. Ein kleines Haupt, wenn man von der Schwäbischen Alb kommt. Aber ein magisch ruhiger Wald mit einer schönen Aussicht, um die Natur zu genießen. Als ich lass, dass das Glimmingehus eine Burg sei, war ich sehr interessiert. Denn eigentlich sieht das Steinhaus nicht danach aus und hat uns im Inneren doch absolut überzeugt. Es ist die am besten erhaltene Mittelalterburg in Skandinavien. Ihr Bau startete in 1499 und ihre 2 Meter dicken Wände machten sie im 17. Jahrhundert, obwohl nie darauf angewiesen, unzerstörbar. Booklets in Deutsch machten es möglich, unserer Tochter ohne großen Aufwand ein paar Zeilen vorzulesen, während wir durch die Räume schlenderten. Eine einzigartige Burg.

Mitteralterburg Glimmingehus
Ales Stenar und seine Touristen

Wir hatten Schweden ziemlich für uns. Wenige Deutsche, wenige Touristen – zumindest keine aufdringlichen. An einem Tag habe ich geschafft, das komplette Gegenteil zu planen, ohne mir dessen bewusst zu sein. Wir besuchten Ales Stenar, schon der Parkplatz war mir zu voll, ich hatte die falschen Schuhe an und es war zu warm. Das Steinblock-Monument aus der frühen Eisenzeit beschreibt ein Schiffsrumpf mit fast 70 Meter. Die 59 Steine schauen über’s Meer und wären hier keine Menschen, wäre dies wohl ein ruhiger friedlicher Ort, an dem ich Stunden hätte verweilen können. So nicht. Der Ursprung des Monuments ist unklar, die Bedeutung nur Theorie. Von Grabstätte bis Sonnenkalender, letzteres wirkt sinnvoll, da die Sonne sich innerhalb eines Jahres an Abgrenzungen von Ales Stenar orientiert. Danach noch ans Meer runter, leckeren Fisch essen, ein Souvenir einkaufen für Daheim und schnell weg von all den vielen Menschen zurück zu unserem Bauernhaus mit Schafen und der Katze Naffy, die Eichhörnchen zum Frühstück erlegt.

Grad noch ohne geschafft

Interesse an einem Reisebericht von mir zu Schottland’s Toilette aus unserer Reise in 2019? Hier lang!

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