Eine Rundreise an sich sichert einem zahlreiche unterschiedliche Eindrücke. Dabei kann man sich auf die Landschaft beziehen, wie ich es in meinen bisherigen Facebook/Instagram-Posts während des Urlaubs getan habe. Schottland ist unserer Meinung nach eine definitive Empfehlung wegen der beeindruckenden Landschaft, der interessanten Geschichte und Kultur sowie der wunderbaren, offenen und freundlichen Menschen. Wir hatten mit dem Wetter ziemlich Glück, denn wir hatten richtig heiße Tage und nur zwei Mal Regen, als wir tatsächlich draußen unterwegs waren. Mit der richtigen Kleidung ist auch der Wind kein Problem. Was mir auch sehr gefallen hat, war, dass Kartenzahlung nicht überall etabliert und man tatsächlich das Geld kennenlernt. Aber das ist nur mein Tick. Zum Essen kann ich so viel sagen: Der Schotte isst sehr deftig und das ist nicht wirklich immer gesund aber lecker. Fisch and Chips, Burger, Sandwiches, Mac and Cheese und so weiter landen halt meistens auf dem Tisch. Die Supermärkte Coop und Tesco sind toll und es hat uns sehr gefallen, tagsüber dort einzukaufen. Es gibt viele Sachen, die gerade als Essen on the go gedacht sind. Meine Verdauung hat es aber gut mitgemacht und keine Probleme gemacht. Waren wir zwar sehr viel unterwegs und aktiv, haben wir genauso viel gegessen und mein Stoma hatte wirklich was zu tun. Es waren einige Beutelwechsel on the road notwendig. Mit meiner Bandage bewaffnet waren die Aktivtäten kein Problem und ich hatte genug Ersatzversorgung dabei. Die Flüge waren ohne Vorkommnisse, auf dem Weg zurück hatte ich in Edinburgh sogar mal wieder einen absolut unspektakulären Sicherheitscheck: Ich lief einfach durch den eckigen alten Scanner und war fertig. Ein Hoch darauf!
Was ich mit dieser Rundreise auch aufzeigen wollte, waren die unterschiedlichen Toiletten. Ja, das mag für einen gesunden Menschen nicht wichtig sein – für einen Darmkranken und Stoma-Träger ist es das schon. In vierzehn Tagen stolpert man über unterschiedlichste Toiletten und nur ein paar davon möchte ich im Folgenden mit ein paar Worten beschreiben. Schottland bietet viele öffentliche Toiletten, in den Städten an Sehenswürdigkeiten oder Parkplätzen, an Sehenswürdigkeiten auf dem Land und oft auch in Supermärkten. Ich war positiv angetan von der Häufigkeit eines stillen Örtchens, die selten mit Schlangen zugestellt waren. Die Ausstattung mit einem Mülleimer, Waschbecken und ausreichend Klopapier war fast immer gegeben. Oft waren nur behindertengerechte Toiletten verfügbar – wenn es nur eine Einrichtung gibt, dann wird es eben gleich auch für viele Eventualitäten eingerichtet. Nach dieser Reise kann ich Schottland also nicht nur wegen dem Land an sich empfehlen, sondern auch für Menschen wie mich. Man kann in diesem Land sehr gut von Toilette zu Toilette reisen und hat diesbezüglich wenig Stress. Mit der richtigen Ausstattung – genug Ersatzversorgung und ein bisschen Desinfektionsmittel – ist es super einfach und komfortabel, durch das Land zu reisen und es kennenzulernen. Seit wir zurück sind schauen wir jetzt übrigens die Serie „Outlander“, weil wir uns ein bisschen verliebt haben in dieses Land, seine Leute und sein Erbe. Aye!
Hier also nun mein kleines Klotagebuch mit Bildern:
1) Öffentliches Klo im Park, Edinburgh: Hätte ich noch mein Ileostoma gehabt, wäre ich ziemlich angeschissen gewesen. Denn es war etwas zu eng, um es gut zu entleeren und die Spülung funktionierte nicht. 2) Klo zur Attraktion Mary King Close, Edinburgh: Für sich geschlossenes Klo, lustiger Weise mein erster Kontakt mit diesen niedrigen Waschbecken. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, das ist nur so auf Behinderten-WCs für die Rollstuhlfahrer, die niedrigen Becken zogen sich aber auch durch andere Klos. Wer gerne Utensilien auf dem Becken ablegt, muss dies hier etwas tiefer tun. 3) Royal Britannia, Edinburgh: Wer geht schon mal auf einem royalen Schiffchen für Beutelträger mit Luke im Hintergrund. 4) Ein Aldi, Edinburgh: Hier realisierte ich, dass auch ein einfacher Supermarkt über ein Klo verfügt – ein Traum für jeden Darmkranken. Die Freude war geschmälert von der etwas fehlenden Sauberkeit. 5) Stirling Castle: Alles in allem, das hatte ich noch nie erlebt – ein Klo mit Allem in einer Kabine, Kabine neben Kabine. Etwas eng direkt ums Klo, aber das Waschbecken direkt dabei. Für ein Beuteltier, mit Deo ausgestattet, fast unschlagbar. 6) Ein Klo, irgendwo in den Highlands: Ein Beispiel von vielen, klar. Aber was ich noch anmerken wollte, ist das Folgende: Oftmals haben die Wachbecken zwei Hähne, kalt und SCHEISSE HEISS. Braucht man lauwarm oder einfach mal warm, ist das Mischen etwas langwierig bzw. schwierig. 7) Das Klo am Loch an Eileen: Ich war schon froh über fließendes Wasser, ein Wanderer-Klo eben, also kalt und mit Spinnenweben überall. Aber Klo war Klo. Besonders interessant waren die Waschbecken, von denen ich Idiot natürlich kein Bild habe. Ich dachte nämlich erst, es wären Pissoirs von der Form her. Aber es waren nur sehr gewöhnungsbedürftige Waschbecken. 8) Ein Klo, Schottland: Ich weiß nicht mal mehr, wo das Klo war. Aber man merkt, dass sich die Klos nicht wirklich viel von unseren unterscheiden und es kommt eigentlich zu keinen bösen Überraschungen! 9) Guesthouse, John O’Groats: Ausreichend Klopapier würde ich sagen, aber ehrlich gesagt war das Klopapier schrecklich. Viele Länder haben diese super dünnen Blätter, die, die eigentlich schon in der Hand beim Anschauen zerfallen. Man verwendet automatisch mehr, weil wir in Deutschland Papier mit mehr Substanz gewöhnt sind. Aber dort sind die Leitungen wahrscheinlich in einem Zustand, dass sie mit solchem Papier gar nicht klarkommen würden. 10) Klo beim Smoo Cave: Einfach ein Beispiel ohne Schnick-Schnack. Ein Klo, einfach so. 11) Das einzige Klo, Tarbet: Das sieht man auch immer wieder, Edelstahlschüsseln mit Holzsitzfläche. Einfach aber sauber. 12) Ein Tesco, Schottland: Ich kam nach dem Klogang nicht mehr dazu, ein Bild von der Tür zu machen. Denn die wäre das eigentlich Interessante gewesen – wenn diese geschlossen war, hatte sie nämlich auf der ganzen Höhe über einen Fingerbreiten Spalt mit der Sicht auf die Person, die auf dem Thron sitzt. Privatsphäre ist anders. 13) Parkplatz WC, irgendwo in Schottland: Sollte man hier jetzt Wasser benötigen, um sich zu reinigen oder einen Unfall zu beseitigen, müsste man auf das Wasser in den eigenen Wasserflaschen zurückgreifen. Hier gab es auf dem Klo nämlich Waschbecken, aber nur Desinfektionsmittel. 14) Bei den Fairy Pools, Isle of Skye: Man merkt, dass touristische Infrastruktur auf dem Land nur langsam entsteht. Ein Parkplatz, der kostet aber kein Klo bereithält, ist für 5 Pfund schon happig. Wenn die Natur ruft, geht man eben auch mal hinter einen Hügel und packt das Tempo ein bis zum nächsten Mülleimer. Ich habe echt genug Taschentücher gesehen : ( 15) Das nächste ausgewiesene WC von den Fairy Pools am Ende der Welt, Isle of Skye: Ein richtig ordentliches Klo in einem kleinen Coffee Shop am Arsch der Welt, gefühlt Lichtjahre von Zivilisation entfernt an einem Campingplatz an einem Strand. Super! 16) Klo zur Nevis Range, Fort William: Das hier war definitiv das dreckigste Klo der ganzen Reise – schon der Überblick sieht schlecht aus, jedes Klo von der Nähe war dann herzlich ekelerregend. Ich suchte das „beste“ Klo aus und traf Vorkehrungen. Bäh!Wenn du bis hierher gelesen hast, kommt hier nun meine interessanteste Toilettengeschichte von der Rückreise, Ort des Geschehens: Stuttgarter Flughafen. Seit über einem Jahr bekommt mir Fliegen nicht mehr gut, schade, da ich sehr gerne fliege und mich dann immer etwas quälen muss. Mir wird schlichtweg kotzübel, mein Kreislauf geht schwimmen und ich fühle mich einfach elend. Nicht die ganze Zeit, nur wenn es länger wackelt während des Fluges und leider bei jedem Landeanflug, die letzten 15 Minuten eines Fluges. Es ist eine rein körperliche Reaktion, denn Angst hatte ich beim Fliegen noch nie und somit nehmen wir es einfach hin, da mir noch keine Lösung eingefallen ist. Wir waren also im Landeanflug und mein Körper hat wohl gedacht, es wäre super passend, jetzt noch auf’s Klo zu müssen als wäre ich einen Tag nicht gewesen und ebenso kurz mal den Darm aufzuräumen. Nachdem wir also gelandet waren, die Passkontrolle hinter uns hatten und zu den Gepäckbändern kamen, hatte ich zum ersten Mal die Möglichkeit, eine Toilette aufzusuchen. Ich sollte in den nächsten Minuten ein Klo für mich haben, mein Kreislauf hatte sich noch nicht wirklich ganz erholt und ich würde bald platzen. Wie es dann eben ist, war die normale Toilette der Damen mit einer echt langen Schlange versehen, vor dem Behindertenklo standen bloß zwei junge Damen. Die Chance, dort schneller ein Klo zu haben, war höher, also stellte ich mich an. Mein Gott, ich wäre auch auf ein normales Klo gegangen und hätte dort den Beutel gewechselt, wenn das schneller gegangen wäre. Ich stellte mich an, die Mädels vor mir wahrscheinlich nicht in meiner Situation, definitiv nicht gehbehindert und der folgenden Geschichte und ihrer Reaktion nach wahrscheinlich auch nicht unsichtbar behindert. Mein Mann war von der Toilette natürlich schon zurück und wartete auf mich, während es bei mir irgendwie gar nicht voranging. Ich wurde unruhiger und fragte ihn aus ein paar Metern Entfernung, welche Einschätzung er von der normalen Schlange hatte. Er signalisiert, dass ich beim Behindertenklo immer noch schneller sein würde. Wir hatte niemanden zu dieser Unterhaltung eingeladen, aber ein Flughafenmitarbeiter fühlte sich wichtig genug, mir in einem Raum voller Reisenden zuzurufen, dass es immer noch ein Behindertenklo sei (und ich ja dort nichts verloren hätte, genauso wenig wie die Damen vor mir). Ich rief ihm entgegen, dass ich ihm sehr gerne meinen Behindertenausweis zeigen könnte und ich sehr wohl auf dieses Klo gehen durfte. Daraufhin sagte er nur noch, dass er mir das schon glaubte und so, dass die Damen vor mir aber bestimmt nicht auf dieses Klo gehen sollten. Die Damen vor mir interessierte das einen feuchten Dreck. Ich drehte mich einfach von dem Mann weg und wartete weiter, ich weiß nicht, ob mir der Mann oder die Damen vor mir mehr auf den Sack gingen. Egal, denn es kam langsam Bewegung rein und kurze Zeit später durfte ich dann endlich in das Klo und mich auf vielerlei Arten erleichtern. Nach mir ging dann eine gehbehinderte Frau auf die Toilette, sie hatte bereits hinter mir gewartet und ich hatte keine Gedanken daran verschwendet, dass sie das Klo dringender bräuchte als ich. Während ich mich nicht mehr um diesen Mitarbeiter gekümmert hatte, hatte mein Mann sich nicht zurückhalten können und war an den Mann herangetreten. Raus kam, dass der Mann zwar mit der richtige Intension angefangen hatte – das Behindertenklo sei für die, die es wirklich brauchen und nicht für Leute, die keinen Bock auf die Schlange haben – aber leider war sein Wissen diesbezüglich sehr lückenhaft. Für ihn war das Klo nur für gehbehinderte Menschen, weil das die einzigen Menschen waren, für die das Klo gemacht war… Puh. Ich hatte den Mann so sehr ausgeschaltet, dass ich nicht mitbekam, dass er den Damen applaudierte, also diese jeweils das Klo verließen. Wäre er bei mir noch da gewesen und hätte derartig reagiert, hätte ich definitiv eine Beschwerde an den Flughafen weitergeleitet. Den Namen habe ich, weil mein Mann sich den Namen des Mannes erfragt hatte, weil diese Situation selbst für ihn – wohlwollenden und ruhig wie er ist – sehr irritierend war. Aber so, so war ich einfach nur froh, dass sich mein Kreislauf normalisierte und ich keinen Beutelunfall hatte. Ich berufe mich selten auf diesen Behindertenausweis und selten darauf, dass ich eine andere Behandlung benötige wegen meiner Gesundheit. Aber wenn ich es dann man brauche, dann hätte ich gern nicht so einen Menschen wie den Flughafenmitarbeiter in meiner Nähe!