
Mein Werdegang als Arbeitgeber
Aktueller Arbeitgeber zu Beginn
Letzte Gedanken Oktober 2020:
„Meine Rückkehr wird mich vor ein paar kleine Herausforderungen stellen. Wo ist das Behindertenklo? Meine Güte, wo ist überhaupt alles? Wie ist die Arbeit im nun bestehenden Team? Und die ganzen neuen Prozesse? Wie ist das eigentlich, arbeiten in Coronazeiten mit Maske? Komme ich gut wieder rein, kann ich altes Wissen und Können wieder abrufen? Viele Fragen. Werde die Antworten finden :)“
Ich kam nach einem Jahr zuerst in den Abendstunden (16-20 Uhr, 2-3 mal die Woche) in ein Team zurück, welches zugleich gewachsen und auseinandergerissen schien. Mehr Leute – aber eine Kombination, die nicht auf Dauer ein wirklich gutes Team darstellen konnte. Zwar hatte ich die Lockdowns und das verordnete Homeoffice verpasst, aber ich führte von Arbeitgeber eine Bescheinigung mit, dass ich mich draußen zu später Stunde bewegte, um zu arbeiten. Wir trugen Masken und hatten Plastikwände im Büro eingezogen, wir sollten nicht mehr in der Firma herumlaufen oder gar im Raum selbst und machten regelmäßig Tests. Eigentlich eine verrückte Zeit, wenn ich so zurückdenke. Ich war mit dem Bereichsleiter in den Abendstunden oft alleine im Büro, die Unterhaltungen ließen mich schnell erahnen, dass ich die Firma, die ich zur Pause verlassen hatte, nicht mehr so vorfand. Die Firma war in einen großen Neubau gezogen, ich fand mich ganz gut zurecht. Das nächste Behindertenklo ist übrigens nicht so ideal nah, ich benutze es nicht. Bisher ließ sich jeder Beutel auf dem normalen Klo versorgen, ich bin gut dafür ausgestattet. PS: andere Kollegen erledigen ihr Geschäft auch im Geschäft, wusstest ihr das? Ich muss mich nicht verstecken. Mit dem festen Platz im Kindergarten fing ich an 4 Tagen mit 25 Stunden an zu arbeiten. Inhaltlich konnte ich mich an alte Dinge gut erinnern und einfach weiter machen, neue Prozesse und Produkte lernte ich mehr oder weniger schnell. Ich lerne weiterhin, um ehrlich zu sein. Kunden oder Aufgabenbereiche, die mir vorher lagen, lagen mir immer noch. Mit Dingen, die mir nicht lagen, verhielt es sich gleich. Im neuen Büro ist mir oft zu warm, mein eigener Venti unter’m Tisch rettet mich. Ich laufe gern ohne Schuhe rum und ja, ich bin oft die lauteste Person im Büro. Das Team, zu dem ich vor 6 Jahren stieß, bestand aus 3 Personen. Nun sind wir 8. Wir haben uns verändert – aus der alten Bubble, die ich von Beginn an kannte, ist bei uns fast nichts mehr, wie es war. Wenn ich an mein eigenes Team denke, von dem ich eben ein Teil bin, muss ich sagen, dass ich froh sein kann. Wir, geschlossen in uns, sind ein mega Team, das ranklotzen kann und das zugleich bei Schnappatmung fast vor Lachen vom Stuhl rutscht. Ich frage mich manchmal, wie viel dem Einzelnen von meiner Krankengeschichte wirklich bewusst ist … aber wenn Ru pupst, wissen alle, dass ich daran nichts ändern kann und sie den Luxus haben, deswegen nicht das Fenster aufmachen zu müssen. Beutel-Vorteil. Letztens musste ich in mich hineinlachen. Was auch immer meine Berufswünsche je waren, ich bin nun sehr gern in einem Büro. Bürokraft. Bürotante. Sesselpupser. Oh warte… ich kann gar nicht mehr in den Sessel pupsen. Danke Ru 🙂 Manchmal, trotz der letzten Sätze, bin ich ehrlich, wünsche ich mir die Zeit vor dem Umzug zurück. Aber ich bin groß genug, um zu wissen, dass die Bubble geplatzt ist. Dass ich mich mit stetig veränderten Umständen, mit Wachstum und mit Herausforderungen arrangieren muss. Nicht nur ich, wir alle. Die Firma wächst und verändert sich, so wie ich als Individuum. Ich bin froh, dass ich diesen Job habe, das ist ganz klar.
Es ist trotzdem interessant zu sehen, wie sich die Sicht auf Dinge mit der Zeit verändern kann. Es war mir vor 6 Jahren so wichtig, einen großen Beitrag zum Team zu leisten. Den früheren Start in den Mutterschutz vor fast 5 Jahren wollte ich gar nicht machen. Dafür wollte ich so schnell wie möglich den Wiedereinstieg, als unsere Tochter knapp über ein Jahr war und startete sogar ohne Krippenplatz in den Abendstunden, weil Not am Mann war. Richtige toll wollte ich sein mit 25 Stunden an vier Tagen in Teilzeit, auch mit einem langen Tag wie früher. Fast vier Jahre habe ich das nun gemacht. Kind abgeben, arbeiten, Kind holen, Mama sein, chronisch krank sein. Präsent sein und was rocken. Trotzdem die alten Werte und Leistungen beibehalten und funktionieren.
Früher war das auch für mich durchaus richtig, wichtig und machbar…

… nichts davon passt heute noch. Es ist so nicht mehr machbar, es fühlt sich nicht mehr richtig an und ich habe andere Dinge als wichtiger eingestuft. Wenn ich ehrlich bin, vor dem Teilzeit-Dasein als Mama war ich schlichtweg an einem ziemlich gesunden Ort bei mir selbst angekommen. Ich hatte genug Zeit und Kraft, in der privaten Zeit innerhalb meiner Partnerschaft ohne Kind Kraft zu tanken. Seit der Geburt sagt mein Körper ständig „Fick dich“ und meine Löffel reichen nicht aus, alle Baustellen zu bedienen, Mutter zu sein und zu arbeiten, als gäbe es sonst nichts. Ich habe mich im Zuge einer Reihe von kleinen Veränderungen in meinen Leben entschieden, dauerhaft Stunden zu reduzieren und durfte die Reduzierung nach 6 Wochen wahrnehmen. 20 Stunden, kein langer Tag mehr und jeden Tag bisschen weniger Zeitdruck. Schon in den ersten weniger Wochen mit weniger Stunden und Kunden bzw. Verantwortlichkeiten sowie dem strickten Gehen nach meiner Soll-Zeit merke ich, wie mir das gut tut. Wie froh ich bin, mir Folgendes eingestanden zu haben: mir kann und soll die Arbeit weiter Spaß machen und ich darf Zufriedenheit verspüren, nur noch ein kleiner Teil vom Team zu sein. Das kann und darf reichen. Meine Priorität liegt nun bei mir.
