SHITSTORM IM DARM – EINE REZENSION (German only)

Als der Verlag bei Michaela anfragte, ob sie einen Ratgeber über Morbus Crohn schreiben wollte, schwirrten Gedanken darüber schon ein paar Jahre in ihrem Kopf herum. Die Idee, wie sie nun mit diesem Buch umgesetzte wurde, entstand dann mit dem tatsächlichen Schreiben und fasst zusammen, was Michaela seit der Diagnose 2005 und in all den Jahren ohne Diagnose am eigenen Leib erlebt hat. Nun war es einfach Zeit für dieses Buch.

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Nicht nur der Titel ist ganz nach meinem Geschmack. Mein erster Eindruck, als ich begann, das Buch zu lesen, war positiv. Mit jeder Seite mehr dachte ich, dass das Kapitel „Experte in eigener Sache werden“ eigentlich auch als Titel für das ganze Buch hätte gelten können.

Der Inhalt auf ungefähr 200 Seiten ist sehr umfangreich. Von der Beschreibung von Morbus Crohn, über Diagnose und Therapieansätze weiter zu vielen kleinen Anregungen bis zu Hilfestellungen im Umgang mit einem selbst und anderen, die keine CED haben. Sehr umfangreich bedeutet nicht allwissend, das geht nämlich überhaupt nicht. Die Strukturierung und die Ausarbeitung sind sehr gut gelungen – auch der Tipp von Michaela, häppchenweise die Kapitel zu lesen, die gerade für den Leser von Relevanz sind, macht Sinn.

Einen Neuling mag dieses Werk eventuell erschlagen… jemanden, der schon ein paar Jahre „dabei ist“, nicht. Das bedeutet in keinster Weise, dass das Buch gemacht wurde, um den Betroffenen runterzuziehen. Es bedeutet, dass es realistisch, weder zu optimistisch noch zu pessimistisch, geschrieben ist. Für einen Neuling ist aber die Verarbeitung eines von nun an chronisch kranken Lebens oft nicht leicht und deswegen kann die Ansammlung von Dingen, die können aber nicht müssen, etwas schwer verdaulich sein. Das Buch erschafft jedoch das Gefühl von Hoffnung auf ein schönes Leben sowie Leichtigkeit und zeigt gleichzeitig auf, das Leben mit einer CED anzupacken.

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Michaela spricht auch Dinge an, die einen Nerv treffen. Zum Beispiel bei mir, wenn Betroffene schreiben, dass sie Morbus Chron haben. Das crohn’sche Dasein sollte gelernt sein und auch nach 12 Jahren in meinem persönlichen Fall des Herrn Crohn lese ich das Buch und entdecke Dinge, die ich nicht wusste bzw. vergessen hatte. Das finde ich sehr gut, zeigt es doch, dass dieses Buch viele Betroffene in unterschiedlichen Stadien und Lebenssituationen anspricht.

Eine der wichtigsten Aussagen in diesem Buch ist eine, die oft wiederholt wird und die man vielleicht auch schon irgendwie leid ist, zu hören. Das schmälert die Bedeutung aber nicht im Geringsten: Jeder. Hat. Seinen. Eigenen. Crohn! Das ist sehr wichtig zu verstehen. Ebenso wichtig ist das bei einem Thema, das nicht fehlen darf in so einem Werk: die Ernährung. Hier gilt nämlich ebenso nur eine Tatsache, auf die Michaela hinweist: Jeder. Hat. Seine. Eigene. Crohn’sche. Ernährung! Das anzuerkennen ist ebenfalls enorm wichtig für die Akzeptanz.

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Generell finde ich die im Buch verteilten Tipps für den Alltag mit Crohn und Kommunikationshilfen gegenüber Ärzten, den Lieben und Fremden wirklich toll. Es gibt so viele davon, dass ein Aufzählen viel zu lange dauern würde. Wer zum Beispiel hat sich schon mal in der Apotheke oder von einem Angehörigen den Beipackzettel durchschauen lassen, ob Etwas zu beachten ist, weil man schon Ausschlag beim Auseinanderfalten bekommt? Also auf die Idee bin ich noch nie gekommen – aber ich habe damit jetzt auch kein Problem. Hätte ich jedoch ihre Tipps zur Stuhlproben-Entnahme schon früher gehabt, hätte ich es wohl auch etwas einfacher gehabt. Irgendwie war ich nicht so einfallsreich, egal, jetzt mir Beutel ist das super einfach. Auf jeden Fall weißt du nur so viele Tipps und Tricks, wenn du am eigenen Leib viele Jahre CED auf dem Buckel hast. Dadurch gewinnt das Buch an Qualität und Glaubwürdigkeit für alle, die sich ehrlich mit ihrem crohn’schen Leben auseinandersetzen. Eva von Chronisch Glücklich würde sich darüber freuen, dass auch bei Michaela der Begriff Resilienz einige Seiten gewidmet bekommen hat. Es ist ein Thema, über das noch nicht genug gesprochen wird, was aber so ausschlaggebend ist.

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Ich hatte es schwer, Kritikpunkte zu finden. Dieses Buch ist definitiv etwas mehr für Morbus Crohn Erkrankte, nicht ganz so perfekt für Colitis Ulcerosa Erkankte. Und das ist nicht mal wirklich Kritik, sondern eine Tatsache. Das ist ein Buch für den Herrn Crohn! Das einzige, was mir persönlich aufgefallen ist, sind die Kackhäufchen-Icons für Informationen zu Schub- und Remissionszeiten. Oft galten Informationen für beide Zustände und mir kamen die Icons dann nicht zwingend notwendig vor. Vielleicht muss man für diesen Zusatznutzen das Buch aber auch ein paar Mal in die Handnehmen, das kann gut sein.

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Michaela’s Art, die Dinge zu beschreiben, zeigt sich gut an dem Beispiel der Spoonie-Theorie. So könnte ihr euch das ganze Buch vorstellen, Sachverhalte sind verständlich und anschaulich erklärt. Denn bei all den vielen Informationen über die Realität mit Morbus Crohn liest sich dieses Buch sehr leicht. Zu verdanken hat es das dem Schreibstil, dem Humor und der Unerschrockenheit der Autorin.

Mein Fazit also? Dies ist ein Buch, welches neben anderen Werken wie „Darm mit Charme“ und „Ach du Scheiße“ definitiv in das Bücherregal eines CEDlers gehört. Eine klare Empfehlung für jeden, der sich als mündiger Patient auf den Weg begibt, um das Beste aus dem zumachen, was einem das Leben mit Crohn so auftischt.

WEITER BUCHREZENSIONEN:

„Ach du Scheiße“ 

„Bauchflüstern“

„Du musst nicht von allen gemocht werden“

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5 Kommentare

  1. Liebe Elisa,
    vielen lieben Dank für diese schöne Rezension!!! Ich freu mich sehr über dein Resümee und dein Fazit – da fühl ich mich richtig geehrt, in so noblem Kreis genannt zu werden *verbeugmich* 🙂
    Viele herzliche Grüße und nochmal: DANKE für deine Arbeit!
    Michaela

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