Etwas vermissen … (Missing something…)

Etwas zu vermissen macht uns meist traurig, frustriert uns oder lässt uns verzweifeln. Ich spreche nicht von Trauer kurz nach einem Verlust, sondern von vielen Jahren später. Verlustschmerz ist ein Gefühl, dass wir zulassen müssen – unserer Selbst Willen, weil es Teil von uns ist. Jeder verliert Dinge. Verlustschmerz hat Daseinsberechtigung, dies zu unterdrücken schadet uns langfristig.

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Folgende Situation… vor ein paar Tagen. Ich knie grad auf unseren Badezimmerfliesen, um diese zu putzen. Dabei höre ich Musik, als das Lied „17“ über meine Kopfhörer in meine Ohren dringt. Keiner außer mir ist Zuhause. Der Sänger richtet seine Frage im Lied an eine andere Person, in diesem Moment trifft es mich wie ein Blitz: Für mich ist der Liedtext wie ein Selbstgespräch und ich beginne erbärmlich zu weinen. Es bricht aus mir raus, von jetzt auf gleich, und ich lasse es zu. Die immer wiederkehrende Frage ist es, die das auslöst: >> Könntest du mich so lieben als wären wir 17 – damals als wir nichts sein mussten außer 17 << Mit 17 Jahren war ich glücklicher denn je. Ich hatte noch nicht so viele Fehler im Leben begangen, hatte zwar schon ganz schön eingesteckt aber auch ausgeteilt. Dort begann ich mich selbst zu lieben, begann so zu sein wie ich bin und genoss es. Ich hatte aus dem Nichts ein neues Leben auf Zeit in Amerika gestartet. Ich war gesund und dabei, mich selbst zu finden. Ich hatte eine Leichtigkeit und ich fühlte mich so frei wie nie wieder in meinem Leben. 17. Könnte ich mich selbst so lieben, wie damals mit 17 – nun mit weiteren 14 Jahren im Gepäck? Mit 12 Jahren Krankheit, die zeitweise jemanden aus mir macht, der ich weder sein will noch den ich besonders mag? Es gibt trotz Akzeptanz für mein Leben immer wieder Momente, da habe ich nicht viel Liebe über für mich selbst und fühle mich alles andere als unbeschwert. Gehört wahrscheinlich einfach dazu. Da frage ich mich, wie mein Leben wäre, wenn ich gesund geblieben wäre. Ob ich mit mehr Leichtigkeit durch’s Leben streifen würde. Ob ich andere Fehler, weniger Fehler oder mehr Fehler gemacht hätte. Ob ich ein besserer Mensch geworden wäre. Ob ich mich selbst uneingeschränkter lieben würde. Gerade in diesem Moment, auf meinem Badezimmerboden, vermisse ich mein 17-Jähriges ich. Mein von Herzen glückliches, unbeschwertes und freies Ich, dass sich liebt, wie es ist. Ich sitze da und weine einfach.

Noch mal: Es ist gesund, die Emotion zuzulassen – und dann weiterzumachen. Auch wenn man es in dem Moment nur mit sich ausmacht. Ja, „es“ ist nicht mehr Teil der Gegenwart. Aber sei froh, dass „es“ Teil deiner Vergangenheit war. „Es“ hatte sicherlich einen Zweck, wie Vieles im Leben. Manchmal erkennen wir erst später, wofür. Manchmal erfahren wir den Zweck nie. Sein gesünderes Ich zu vermissen ist okay. Nicht zu verstehen, warum man diesen Lebensweg gehen muss, ist okay. Deswegen aufzugeben, ist nicht okay!

ENGLISH
Missing something makes us sad, frustrates us or leads to distress. I am not talking about grief shortly after losing something but a point of time years later. Everyone eventually loses something. Pain of loss is a feeling we need to allow because it is a part of us. It is legit and has a right to exist, repressing it hurts us badly on the long run.

Following scene happened a few days back: I was on the bathroom floor, cleaning and listening to music when the song “17” came up through my earphones. No one was home but me. The singer actually addresses another person in that song but I was hit right in the face as I felt it was more like a soliloquy. I started crying terribly. It burst out, out of nowhere it seemed, and I just let it go. The reoccurring questions the singer asks is bothering me: >> Could you love me like we’re seventeen, when we didn’t have to be anything, anything but seventeen? << With 17, I was happier than worlds can explain in a few sentences. I hadn’t made so many mistakes in my life yet, had been knocked to the ground a few times but had dealt out some blows as well. Back then, I started loving myself just as I was and enjoyed it. From nothing, I had started a new life in the U.S. I was healthy as a horse and began finding myself and imagined my place in life. Lightheartedness filled my heart and I simply felt free in a way I never felt again in my life. So, could I love myself like that, 14 years later? 12 years of Crohn’s, which has changed me, sometimes in a way I have troubles liking myself. Despite of accepting my life as it is – there are still times when I simply do not feel much love for myself and when there is no lightheartedness whatsoever. I guess this is normal. I wonder what my life would be like without my Crohn’s and everything that came with it. If I would be more light-footed . If I would have made less mistakes, more mistakes or other mistakes. If I could love myself more unreserved. If I would have become a better person. Right there, on the bathroom floor, I miss my healthy me when I was sweet 17. My wholeheartedly happy, unburdened and free me that loves itself regardless of her faults. I just sat there and cried.

Again: It’s healthier to let this emotion be present – and then to move on. Even if it is just you and the feeling dealing with one another all by yourself. Yes, what you are missing is not part if your present. But be glad, what you are missing was part of your past. What you are missing surely had a purpose like so many things in life. Sometimes we only understand later, sometimes we don’t ever understand. Missing my healthier me is okay. To not understand why my life leads me down this path, is okay. Quitting is not!

 

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