Narbenpflege

Sechs Wochen ist meine Bauchschnittnarbe nun alt. Sie ist 27 cm lang und verläuft um meinen Bauchnabel herum bis unter meine Kaiserschnittnarbe. Ich bin sehr glücklich darüber, dass sie keine Schmerzen mehr verursacht und so schön geworden ist. Ein guter Anlass, ein paar Tipps meiner eigenen Narbenpflege mit euch zu teilen.

5 Tage alt

Vor der Narbenpflege?

Eine frische Narbe bzw. das eigentliche „Aua“ vor der eigentlichen Narbe wird erst mal nicht behandelt. Hygiene, Luft und Stripes sind in der ersten Zeit die beste Behandlung. Es tut eh noch alles weh, oft auch die innere Wundfläche mehr als die oberflächliche Wunde. Im Krankenhaus bekommt man direkt bei der OP Klammerpflaster darauf, die verhindern, dass bei Bewegungen die Naht aufgeht und dadurch die Heilung verzögert sowie die letztendlich Narbe vergrößert wird. Ich musste bei der Entlassung ein paar dieser Pflaster kürzen, weil meine Platten darauf nicht hielten. Es hieß, man könnte die Klammerpflaster eh weg machen, aber bereits nach einem Tag sah ich bei den gekürzten Strips die nun lose über der Naht lagen, dass das keine gute Idee war. Meine Stoma-Schwester erneuerte mir deswegen alle kurz nach meiner Entlassung daheim. Die Stelle der gekürzten Stripes ist bis heute erkennbar, weil es aufging.

12 Tage alt
30 Tage alt

Mit was pflegen?

Ich habe mich nach einer Umfrage via Instagram unter einigen Möglichkeiten zur Narbenpflege für Kokosöl entschieden. Ich denke unter den anderen Mitteln wie zB Vaseline, Olivenöl, Narbenroller von Bepanthen oder Johanneskrautöl gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Man nimmt das, was einem am Meisten zusagt. Mich auf das Kokosöl einzuschießen hatte die folgenden Gründe: es fördert die Wundheilung, wirkt antibakteriell sowie entzündungshemmend und kann die Bildung von Narbengewebe verringern. Außerdem mag ich einfach das Grundprodukt.

Wie lang und oft?

Grundsätzlich habe ich mal gelesen: je früher man beginnt, desto besser. Frühester Zeitpunkt: Wundverschluss. Das ist wichtig. Seit die Wunde geschlossen ist, trage ich das Öl also 2-3 Mal täglich auf und massiere es kurz ein. Bei frischen Narben kann man gern mal acht Wochen zur intensiven Narbenpflege einkalkulieren… letztendlich kommt es darauf an, wie man die Situation einschätzt. Kurz um: Ist man zufrieden? Macht einem die Pflege sogar Spaß? Jeder darf wie er will.

Narbe massieren?

Ja, unbedingt. Es gibt medizinische Gründe und andere Gründe. Medizinisch gesehen fördert sanfte Massage die Durchblutung und beeinflusst die Regeneration, außerdem wird die Narbe weicher und flacher. Große Schmerzen sollte man sich dabei nicht zufügen, zu Beginn kann die Massage trotz Vorsicht unangenehm sein. Es ist einfach noch frisch, im Innern ist es gewiss noch nicht verheilt. Das regelmäßige Einmassieren hat noch einen Nebeneffekt: man lernt seinen neuen Körper kennen. Narben verändern unsere Wahrnehmung und das Körpergefühl. Sich täglich damit auseinanderzusetzen zu setzen, verringert Hemmungen und Entfremdung. Zeitgleich kann man so Verbesserungen spüren, wie zB das Zurückgehen von Taubheit und der Verhärtungen unter der Naht.

Fehler bei der Pflege?

Bitte die Narbe nicht mit zu viel Pflegemittel aufweichen. Bitte die Narbe auch nicht durch frühzeitige lange Bäder aufweichen. Bitte die Narbe nicht mit verrückten Cremes mit Zusätzen behandeln. Bitte die Narbe beim Massieren nicht übermäßig durch Druck unter Stress setzen. Bitte die Narbe auch nicht direkt durch Knöpfe oder Reisverschlüsse stressen.

42 Tage alt

Kleiner Bonus:

Gerne vergisst man, dass die Narbe außen nur ein kleiner Teil der Wundfläche ist. Dabei ist die innere Wundfläche um das Vielfache größer und braucht länger, wirklich abzuheilen. Das ist gerade für mich wegen meinen Hernienhistorie so wichtig… denn die Wundfläche ist schwaches Gewebe, das brechen kann. Je besser und ungestörter die Heilung verläuft, desto fester ist das verheilte Gewebe. Das braucht aber Monate. Bereits im Krankenhaus mache ich fast nichts mehr ohne Bandage und diese bleibt im ersten Jahr mein täglicher Begleiter bis auf ein paar Ausnahmen. Die Bandage gibt mir allgemein Sicherheit und hält das Gewebe mehr zusammen, während es heilt. Ohne Bandage laufe ich Gefahr, mir kurz nach der OP schon innerlich Schwachstellen zuzuziehen. Das Gewebe zusammenzuhalten kann aber auch für die Narbe hilfreich sein, da übermäßiges Bewegung des Gewebes verhindert wird, gerade wenn man ein bisschen Bauchspeck hat wie ich ; )

Je öfter man mit Narben zu tun hat, desto mehr entwickelt man seine eigene Routine in der Pflege. Es ist kein großer Aufwand, kann aber sehr viel bewirken!

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