Wegfliegen-und-nicht-kochen-müssen-Urlaub

Nach drei Jahren endlich wieder in ein Flugzeug steigen. Kaum zu beschreiben. Wie früher und doch ganz anders. Es ist anders durch Corona und es ist anders, weil unser kleines Wunder mit uns die Welt entdeckt. Mallorca war mit 18 Jahren mein erstes Reiseziel ohne Eltern mit meinem ersten richtigen Freund – Flughafen und dann einmal quer über die Insel. Wenn man von elf Monaten Auslandsjahr in den Staaten mit 16 absieht, das war natürlich auch ohne Eltern. Auf jeden Fall ist Mallorca eine schöne Insel – Ballermann und Co. dabei für mich eher ein Minuspunkt, keine tolle Besonderheit. Nun ist es der erste Schritt ins Ausland für unsere 2,5 jährige Tochter. Ins 17. Bundesland. In DAS Urlaubsziel des Deutschen, in einen Ort, der den Spitznamen „Little Germany“ trägt. Nicht mein Ding, all Inklusive und so deutsch, ist aber nun mal die leichte Startreise unserer Europa-Entdeckungstour mit simplen Zielsetzungen: Fliegen üben und nicht kochen müssen!

Packen in heutigen Zeiten bedeutet, auf alles vorbereitet zu sein – nämlich auf häufigere Kofferverspätungen oder gar deren Verlust. Das heißt, im Handgepäck befinden sich erste Kleidung, Wertgegenstände und Unersetzliches wie Medikamente und absolutes Minimum, um mein Stoma den ganzen Urlaub zu versorgen. Typisch ich, hab ich, um an Alles zu denken, eine Tabelle angelegt, in der alle Packstücke mit Inhalt aufgelistet sind. Kofferverlust eingeplant, jeder Koffer hat was von jedem drin. Es befanden sich in beiden Koffern je Versorgungsmaterial für die doppelte Dauer samt Müllbeutel, Pflasterspray und Kompressen. Meine rote Handgepäck-Versorgung enthielt geschnittene Versorgung für eine Woche mit kleinen Spray zum Fliegen. Mein Horror ist es, wenn mir im Urlaub die Versorgung ausgehen würde. Ich habe schon immer zu viel eingepackt und glaubt mir, ich war dieses Mal total unsicher und aus der Übung. Nichts ging verloren + mein Darm hat nicht verrückt gespielt = 70% zu viel gepackt! Beim nächsten Mal wird die Stoma-Versorgung nur im Handgepäck sein, mehr als dieses Mal – aber hier kann ich ja sicher sein, dass es mit mir ankommt, und es erleichtert die Koffer. Ich weiß, viele von euch machen das schon so. Ich lerne noch.

Freitag. Um 2 Uhr in der dunklen Nacht auf dem Lande aufbrechen – um 3 Uhr am Flughafen in der Schlange stehen. Dank guter Laune beim Kind kein Problem. Flughafenwickelraum für mich super, denn unsere Maus konnte über einen Stuhl auf den Tisch klettern (Heben nicht erforderlich). Sitzplätze zu reservieren, um beim ersten Flug alle zusammenzusitzen, bringt natürlich nichts, wenn der Flugzeugtyp noch geändert wird. Abheben mit Gummibärchen kein Problem, Mama und Papa wechseln hin und her, Landen trotz Kausnack etwas schmerzhaft. Ich konnte sie nicht sehen, ich hörte sie nur nach mir schreien. Da blutet das Mamaherz. Dank schnellem Bustransfer fallen wir etwas platt für 3 Stunden Mittagsschlaf in unsere Hotelbetten. Danach starten wir in unser Leben am Kinderpool und am Buffet. Angekommen!

Samstag. Trotz reichhaltigem Buffet versuche ich fast nur Obst, Gemüse und Proteine zu essen – um dann beim Dessert zuzuschlagen 😉 Heute zum ersten Mal an den 500 Meter entfernten schönen Strand gegangen, das erste Meer für die Kleine. Ich kann sie nicht mehr tragen, alles bleibt an meinem Mann hängen und hier will sie fast nur getragen werden. Am Pool später sehe ich eine Frau mit großer Bauchnarbe und mein einziger Gedanke: Sie sieht schön aus! Als mein Badehemd im Wasser mal hochrutscht, sieht ein Kind meinen Beutel – einige Zeit später überhöre ich, wie sie ihre Eltern fragt, was „die Frau für einen Punkt am Bauch hat“. Die können sich aber mit Hemd nicht erklären, was ihr Kind meint. Am Abend erstes Mal Plattenwechsel bzw. erstes Mal überhaupt Handanlegen nach 2,5 Tagen Dauerbaden.

Meine Nacht auf dem Boden
Nach 2,5 Tagen Dauerbaden links
– Vergleich zur frischen Versorgung rechts

Sonntag. Unser gewohnter Schlaf- sowie Essrhythmus ist fast komplett identisch und trotzdem ist unserer Kleinen manchmal alles zu viel. Ist ja auch verrückt. Am Strand verbrenne ich mir zum ersten Mal in meinem Leben die Füße so richtig im glühenden Sand. Als Entschädigung gönne ich mir eine frische halbe Kokosnuss im Wasser. Nachts in einem Bett zu Dritt ist unmöglich, im Reisebett schläft sie nicht. Ich wanderte in der zweiten Nacht bereits auf den Boden aus und frage heute im Hotel eine zusätzliche Matratze für den Boden an – der Anblick von drei Betten bei unserer Rückkehr vom Abendessen zaubert mir ein Strahlen ins Gesicht. Als alle schlafen und ich noch am Handy bin, erreichen mich traurige Nachrichten: meine Oma väterlicherseits war am Morgen nach Krankheit von uns gegangen.

Montag. Alles fühlt sich komisch an heute morgen. Natürlich. Wir beschränken uns auf die Anlage – Baden, Essen und Schlafen. Das funktioniert gut und gibt uns die Möglichkeit, die Anlage mit ihren Pools optimal zu nutzen. Die Anlage nicht zu verlassen, entspannt uns. Wir versenden nun die aller erste Postkarte von vielen Postkarten an uns selbst bzw. an unsere Kleine. Andere sammeln Sand von besuchten Stränden, wir schicken für jede Reise eine Karte nach Hause. Nach dem Mittagsschlaf wollen wir einfach zum Kinderpool gehen und stehen auf einmal unausweichlich mitten in einer Schaumparty am Pool. Manche Familien stehen fast hüfthoch im Schaum, vom Rande das rutschige Spektakel unter der Sonne zu betrachten ist fast komisch und ich komme aus dem Staunen nicht heraus. Noch nie sowas live gesehen.

Kinderfrühstück in Pink

Dienstag. Der entspannteste Tag hier, ein Rhythmus gefunden und durchgängig gute Laune. Muss man genießen. Weil die Zimmerreinigung nicht vor dem frühen Mittagsschlaf stattfindet, stellen wir nur den Badmülleimer raus und hängen das nicht-stören-Schild hin: muss sein mit Windeln der Kleinen und meinen Beuteln, denn mein Gedärm hat entschieden, nun jeden Tag ein bisschen zu arbeiten. Wir planen gedanklich schon die nächste Wegfliegen-und-nicht-kochen-müssen-Reise im Sommer 2023 und sind alle in ein paar Gespräche oder Spielzeugtauschgeschäfte mit anderen Familien am Kinderpool verwickelt. Gelungen durch und durch.

Mittwoch. Solange so eng saßen wir als Familie lange nicht mehr zusammen und heute spüren wir das zum ersten Mal deutlich. Ein kleiner Andenken-Bummel, dann geht es zum letzten Mal an den Strand, am Vormittag, wenn der Sand noch nicht so heiß ist. Wann ich das letzte Mal Muscheln im Sand gesucht habe, kann ich nicht sagen. Danach eine Kugel Eis im Schatten. Mit der Sonnencreme für die Erwachsenen hatte ich mich verschätzt, also wichen wir auf die Kindersonnencreme aus (die war natürlich reichlich vorhanden, so auf ein Kind gerechnet). Und ohne dies wie ein Experiment zu betrachten: Sonnencreme 50+ mit Sonnenallergie-Extra ist sein Geld tatsächlich wert! Selbst die 50er Sonnencreme für Kinder konnte meinen Rücken und Bauch, die ja bisher nie viel Sonne gesehen hatten, vor der Allergie schützen. Mein Rücken juckte Tagelang, am Bauch auch schön an den Punkten zu sehen.

Donnerstag. Den heutigen Tag hätten wir uns fast sparen können. Die Maus bekommt einen kompletten Lagerkoller und will nichts mehr – nicht essen, nicht baden. Nach Hause. Nur Diskussionen beim Anziehen, beim Eincremen, beim Essen, beim Einschlafen. Mir rutscht nur heraus, dass das ein scheiß Ende vom Urlaub ist, welches ich mir nicht gewünscht habe und so ein Urlaub nicht mehr stattfindet. Vor’m Frühstück ist der erste Koffer gepackt, von der Poolliege aus checke ich uns alle ein. Irgendwie kriegen wir den Tag rum und ich bin froh, als alle im Bett sind. Eine gute Sache hatte dieser Urlaubstag am Schluss doch, denn ich habe eine Bekanntschaft unter Mamas gemacht. Auch wenn es nichts ist, was im Alltag Bestand hat – es tut einfach kurz gut.

Freitag. Am Ende waren wir einfach reif für den Nachhauseweg. Unsere Erfahrung am Flughafen in Palma war positiv und überwiegend stressfrei. Mit leichter Verspätung hoben wir ab, diesmal alle nebeneinander und etwas geübter. Kleiner Tipp, den ich aufgeschnappt habe und als tatsächlichen Tipp empfehlen kann: Sticker am laufenden Meter als Beschäftigung 😉

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