Dieses Thema könnte für mich gerade nicht weniger ernst und die folgenden Zeilen nicht weniger wichtig sein: Darmkrebs kann jeden von uns treffen, auch dich! Genau dich!
Darmkrebs sollte weiteres Tabu unter so vielen sein, denn es geht um Leben und Tod. So einfach ist das. Ich kann verstehen, dass es kein Thema ist, welches man jederzeit mit jedem ausdiskutieren oder mit dem man sich lange in seiner Freizeit beschäftigen will – oh mein Gott, schließlich hat das ja mit Scheiße und einem etwas unangenehmen Prozedere zu tun. Die Öffentlichkeitsarbeit für die Darmkrebs-Vorsorge wird immer präsenter und ich möchte gerne auch noch meinen Senf dazugeben: Bitte spring über deinen Schatten und geh zur Vorsorge. Wenn du das nicht alleine machen willst, suche dir einen einzigen Vertrauten aus deinen Kreisen und macht es gemeinsam. Du musst nicht alleine durch, aber du musst es auch nicht jedem erzählen. Ein einziges unterstützendes Ohr kann dir helfen, eine einzige Hand zum Halten kann den Unterschied für dich machen!
Ich persönlich gehöre seit elf Jahren zu einer der Risikogruppen, da ich Morbus Crohn habe. Das Thema Vorsorge war für mich nie ein großes Thema, weil ich durch meinen Verlauf eh verstärkt ein Auge auf mich und meinen Darm habe. Meine Vorsorge beginnt nicht erst, wenn ich 50 Jahre bin – ich stecke mit meinen 30 Jahren bereits mittendrin!
Warum schreibe ich jetzt darüber: Letztes Jahr habe ich den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen. Die Gründe und Geschichte hinter dieser proaktiven Entscheidung möchte ich heute nicht näher erklären. Zu sagen bleibt: Trotz meines Bruches habe ich mir von Herzen gewünscht, dass er ein langes, erfülltes und glückliches Leben führt, weil ich ihn liebe. Seit über zwei Wochen bin ich jedoch in dem Wissen, dass er mit Mitte 50 Darmkrebs im vierten Stadium hat. Eine Heilung ist eher die Ausnahme als die Regel – das sage ich nicht, weil ich negativ denke, sondern weil es die Statistik ist. Der Gedanke, dass er bald nicht mehr leben könnte, tut mir sehr weh. Der Gedanke, dass er durch Vorsorge seine Situation selbst stark hätte beeinflussen können, macht mich wütend. Der Gedanke, ich hätte ihn mehr mit der Vorsorge unterstützen sollen und können, erdrückt mich. Ich kann nur hoffen, dass er zu denen gehört, die den Kampf gewinnen.
Aus dieser Begebenheit heraus werde ich persönlich zukünftig aktiver in meinem Umfeld sein. Ich kann Geschehenes nicht ändern, Zukünftiges jedoch noch beeinflussen. Ich schrecke vor diesem Thema nicht zurück und deswegen kann ich dieser Mensch sein. Der aktive Mensch, der von Zeit zu Zeit seine Mitmenschen für die Darmkrebs-Vorsorge sensibilisiert – so wie in diesem späteren Beitrag. Der Mensch, der ein unterstützendes Ohr oder eine helfenden Hand anbietet. Einfach so.
Vielleicht möchtest du auch dieser eine Jemand in deinem Umfeld sein.
Sei ein Stück Benni!!
Nachtrag 23.09.2020: mein Beitrag liegt nun schon etwas zurück. Solltest du nicht wissen, wen ich mit Benni meine – google mal Benni + Darmkrebs. Für mich und viele andere war er DAS Gesicht zur Sensibilisierung bei der Darmkrebsvorsorge. Er verstarb jung kurz vor der Veröffentlichung dieses Beitrags letztes Jahr. Mein Vater lebt noch und kämpft gegen immer wieder auftretende Erscheinungen des Krebs. Bei seiner Diagnose war ich bereits schwanger, meine nun 10-Monate alte Tochter gehört, unschuldig wie sie ist, bereits jetzt zur familiären Risikogruppe für Darmkrebs. Und der Grund, weshalb ich genau jetzt diesen Beitrag „erneure“, heißt Gerd. Er verlor den Kampf gegen den Krebs letzten Sonntag. Was er für CEDler getan hat, ist kaum in Worte zu fassen und der Krebs hat ihn zu früh seiner Aufgabe entrissen. Er hatte eine CED und kämpfte für sich und uns alle, aber der Krebs zwang ihn in die Knie. Nun ist er fort, aber nicht vergessen 🖤
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