Verhütung mit Crohn und Stoma

Es heißt definitiv nicht: Crohn und Stoma sind die Verhütung, nur um das klarzustellen. Chronisch Kranke und Stomaträger haben Sex. Es gibt Leute, die finden das unvorstellbar.

Aber die Krankheit und der Stoma-Alltag haben Einfluss auf die Art der Verhütungsmethode. Heute möchte ich zusammenfassen, wie ich die letzten fünfzehn Jahre verhütet habe.

Mit 18 startete ich super gewöhnlich mit der Antibabypille. Das war vor meiner Diagnose und die regelmäßige Einnahme stellte kein Problem dar. Meine Diagnose folgte dann mit fast 20, die Pille nahm ich trotz einer chronischen Durchfallerkrankung weiterhin ein. Damit sollte man sehr vorsichtig in akuten Schubzeiten sein, wenn alles nur so durchpfeift. Schutz ist dann nicht zwingend gewährleistet! Ich behielt sie hauptsächlich aus einem Grund, denn derzeit hatte ich nachts meist ein paar Stunden Ruhe vom Durchfall. Ich nahm sie immer vor dem Schlafengehen und somit war sie lange genug im Körper, um den Wirkstoff ausreichend abzugeben. Die Pille war für mich persönlich etwa zehn Jahre die konstante Lösung trotz Crohn, obwohl die Pillenpräparate in den Jahren unterschiedlich waren.

Mit 27 musste ich dann etwas ändern, denn ich bekam mein erstes Stoma (Dünndarmstoma). Ich möchte es nett sagen und ohne viele Details zusammenfassen: Ich nahm Dinge zu mir und kann visuell garantieren, dass die Zeit im Körper für die Pille nicht lang genug gewesen wäre. Fortan wollte ich ein Verhütungsmittel, das nicht auf meinen Verdauungstrakt angewiesen war. Ich wählte das Hormonstäbchen, das im Oberarm unter die Haut geschossen wird und dort spürbar liegend drei Jahre lang Hormone abgibt. Für mich soweit kein Problem, Blutungen kamen zwar unregelmäßig aber sehr schwach an 5 Tage im Monat. Man merke, dass man auch die Pille zahlen muss und beim Stäbchen kam der ganze Batzen für drei Jahre halt zu Beginn ohne die Garantie, dass es überhaupt gut funktioniert (=verträgt man es, wird es richtig gelegt, blutet man mehr etc.). Bei mir funktionierte es.

Nach drei Jahren ließ ich mir das Stäbchen entfernen. Sofort hatte ich wieder eine regelmäßige Periode und wurde gewollt zwei Monate später schwanger. Darüber habe ich über meine Kanäle 2019 sehr ausführlich berichtet, auch wie mich Hormone seither ziemlich oft recht fertiggemacht haben. Üble Zeitgenossen.

Ich bekam meine Tochter und stillte nach 2,5 Monaten komplett ab, weil ich nicht genug Milch produzierte. Da meine Erfahrungen mit dem ersten Hormonstäbchen gut waren, bekam ich etwa zeitgleich zum Abstillen das zweite Stäbchen eingesetzt (mit 31). Dieses Mal war ich nicht zufrieden – ich ließ ein halbes Jahr verstreichen, um zu sehen, ob es sich von selbst noch regulierte. Meine Blutungen waren nun viel stärker als vor der Geburt und nahmen den halben Monat, unregelmäßig, in Beschlag. Auf Dauer war das für mich nicht schön und ich beschloss, das bereits voll gezahlte 3-Jahre-Stäbchen nach sechs Monaten entfernen zu lassen. Das war nun vor fast zwei Wochen.

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Aber was jetzt? Heutzutage gibt es so viele unterschiedliche Verhütungsmittel… Obwohl ich inzwischen ein anderes Stoma (Dickdarmstoma) habe und Essen etc. eigentlich länger im Körper bleibt, möchte ich die Pille nicht zurück. Stäbchen sind auch vom Tisch, ebenso wie Spiralen jeglicher Art, weil ich das nicht möchte. Es bleiben also Hormonpflaster, Hormonspritzen und Verhütungsring.

Vorletzte Woche entschied ich mich für das Pflaster und ließ mir ein Rezept geben. Interessanterweise stand im Beipackzettel, dass sich unter der Anwendung eine CED verschlimmern kann! Meine Ärztin weiß, dass ich Crohn habe, es macht mich stutzig. Normalerweise nehme ich keine Medikamente ein, bei denen so etwas drinsteht. Diesmal wollte ich es aber probieren und auf meinen Körper hören, sehen wie er reagiert. Und der hat es mir sehr einfach gemacht, denn das Pflaster war nur anderthalb Tage drauf. An meinem rechten Arm zeigte sich sehr rasch eine allergische Reaktion mit juckenden Bläschen. Also runter damit. Im Moment verheilen die aufgekratzten Stellen noch und ich muss sagen, dass mir die Optik der Pflasterränder bereits nach einem Tag negativ auffielen. Da bin ich durch die Stomaversorgung bessere Klebeffekte gewöhnt.

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Nun stehe ich schon wieder ohne Lösung da und habe mich entschieden, ein paar Monate abzuwarten. Mein Körper hat die letzten eineinhalb Jahre so viel Hormonprobleme entwickelt und so gekämpft, dass ich ihm Ruhe gönnen werde. Er soll sich natürlich regulieren und funktionieren, ohne zusätzliche Hormonzufuhr. Aktuell überlege ich noch, ob ich danach den Verhütungsring oder die Hormonspritzen ausprobiere und werde im Detail mit meiner Frauenärztin darüber sprechen – gerade, was die CED-Verträglichkeit angeht (definitiv habe ich wieder mal etwas dazugelernt). Eine allerletzte Möglichkeit ist für mich auch noch auf dem Tisch: Eine Sterilisation. Da es eine weitere OP bedeutet, möchte ich darüber noch etwas nachdenken und Informationen sammeln. Jetzt aber bekommt mein Körper erst mal eine verdiente Pause von unnatürlichen Zyklen und Einmischungen von außen. Einfach nur sein.

 

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6 Kommentare

  1. So blöd es auch klingen mag,aber wieso greift ihr nicht „einfach“ aufs Kondom zurück?
    Also Verhütung liegt ja nicht immer nur bei der Frau. 😉

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    1. Hallo Anne, ich habe nie gesagt, dass die Verhütung nur auf den Frauen lastet – ich persönlich entscheide jedoch, dass ICH die Verantwortung tragen will. Denn ICH muss dann damit leben als Mama, falls die Verhütung fehlschlägt. Jeder trifft die Entscheidung selbst, welches Restrisiko er/sie tragen will und für mich persönlich bietet das einfache Kondom nicht genug Schutz. Ich bin mir sicher, dass andere (egal ob CEDler, Beuteltier oder jeder andere) mit dem Kondom als Verhütung zufrieden ist). Ich bin es nicht 🙂

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