Leben mit einem Baby? Da habe ich schon mal was geschrieben, hier!

VERDAUUNG
Wir können uns glücklich schätzen, dass unsere Kleine immer einen gesunden Appetit hatte. Essen ist einfach kein Problem. Ein Problem jedoch ist das große Geschäft des kleinen Mädchens, denn Verstopfung war früh und oft das Thema. Nicht ungewöhnlich bei Kindern, das habe ich inzwischen gelernt. Jede volle Windel war mit Schmerzen und Weinen verbunden. Ich litt mit. Mir wurde sehr schnell bewusst, dass ich mit meiner CED-Geschichte viel sensibler reagierte, wenn mein eigenes Baby unter dem großen Geschäft litt. Ich fühlte es am eigenen Leib. Ich wollte ihr dieses Qualen ersparen. Ich wollte, dass es sofort aufhört. Als ich kleine Risse in der Schleimhaut des Babypopos entdeckte, brachte das das Fass zum Überlaufen und ich handelte sofort. Inzwischen ist die Situation deutlich besser. Ausreichend Bewegung war vorher auch schon kein Problem. Als Erstes gab es vom Arzt ein Abführmittel oder besser gesagt einen „Quellstoff“, der Wasser im Darm bindet und welcher keinen Gewohnheitseffekt besitzt. Der kommt immer noch zum Einsatz und macht den Stuhl weicher. Wir gestalten die Ernährung so optimal wie möglich, d.h. wir binden aktiv Lebensmittel ein, die die Verdauung fördern. Leider musste ich lernen, dass für die ganz Kleinen Verstopfung schnell zu einem Teufelskreis wird. Diesem zu entkommen kann sich locker über Monate hinziehen und dort befinden wir uns gerade. Ein guter Tag ist, wenn ich die volle Windel rieche und davon überrascht bin, weil ich von eigentlich Prozess nichts mitbekommen habe. Wir haben inzwischen viele gute Tage und sind optimistisch, dass wir dem Teufelskreis mit Geduld entkommen werden…

SCHLAFEN
Bevor ich Mama war, war ich der festen Überzeugung, dass mein Kind in seinem Bett schlafen würde und keiner der Eheleute je dauerhaft separat schlafen würde. Ups. Unser kleines Wunder hat schon immer sehr unruhig geschlafen, obwohl das nächtliche Fläschchen schon früh kein Thema mehr war. Ein schlechter Schläfer, das war sie schon immer. Sich wälzt sich, sie jammert, sie hat Albträume, sie weint. Sie braucht den Körperkontakt und die Zuwendung, diese zu verwehren stand mir nie in den Sinn. Mama und Papa mussten nachts schon immer präsent sein. Bis sie ein halbes Jahr alt war, schlief sie meist im Beistellbett. Mir tat dann aber einfach nur noch der Rücken weh von all den Nächten, die ich von unserem Ehebett in ihr Bettchen gebeugt versuchte, Schlaf zu finden. Der zerrissene Schlaf zermürbte mich zusätzlich. Damit Papa beim Arbeiten fit war, schlief er unter der Woche extra. Dann nahm ich sie ins Ehebett hinein und sicherte die leere Seite mit Kissen und Decken. Zu dritt im Bett war nachts für uns alle nur selten erholsam und die Versuche, sie an ihr Bett und ihr Zimmer zu gewöhnen, scheiterten alle dramatisch. Je mobiler sie wurde, desto unsicherer wurde das Ehebett mittig im Raum. Papa zog wieder ein und wir zogen um – seit Mitte letzten Jahres schlafen wir getrennt nebenan. Ich kann schnell sowie bequem reagieren und sehr oft haben wir gute Nächte und ich keine Rückenschmerzen. Und ja, ich gehe immer mit ihr ins Bett und bleibe da. Einmal die Woche macht Papa eine Nacht. Sicherlich hätten wir es erzwingen können. Aber wir wählten den Weg des geringsten Widerstands und ich würde es wieder tun. Ohne Diskussion, ob das gesellschaftlich nun toll ist oder sonst was. Schlaf ist wichtig und wenn wir so alle zum bestmöglichen Schlaf kommen, ist das zu Recht unser richtiger Weg bis hier her.

ENTWICKLUNG
Wenn unsere Babys klein sind, findet in so wenig Zeit so extrem viel Entwicklung statt. Es ist wahrlich ein Wunder, ein solch kleiner Mensch. Aber die Wochen und auch Monate verfliegen nur so, das Leben – selbst zu Coronazeiten – ist stressig und manchmal hat man, nicht böswillig natürlich, kein Auge dafür. Ich persönlich muss gestehen, dass bei mir auch wegen mir selbst gern zu viele Tabs in meinem Kopf offen sind und mir die Aufmerksamkeit für die kleinen Dinge verloren geht. Deswegen versuche ich mir immer wieder bewusst zu machen, jeden Erfolg und jede Entwicklung wahrzunehmen und zu feiern. Schließlich erlebe ich es nur einmal und will aktiv dabei sein, nicht passiv alles an mir vorbeiziehen lassen. Unsere Kleine ist nun 16 Monate alt und aktuell gesehen geschieht wieder so wahnsinnig viel. Ganz heiß gerade ist das (nach)Sprechen, es ist zuckersüß. Von ihrem eigenen Namen, was uns mehr als total überrascht hat, über Apfel und heiß bis zur geliebten Verabschiedung „Tschiss“. Winken ist gerade richtig in Mode und auch das Vögel beachten. Fast verrückt ist sie danach, klebt am Fenster und zeigt auf jedes noch soweit entferntes Vögelchen. Sie beginnt sich selbst richtig an- und auszuziehen, erklimmt die Treppen im Haus fast wie die Großen mit den Füßen und nicht den Knien und will helfen, wo es nur geht. Und das sind nur ein paar von so viele Kleinigkeiten. Eine schöne Begebenheit für die Eltern ist wohl grad diese: das Mädchen liebt es gerade zu kuscheln, obwohl sie es noch nie wirklich getan hat. Und das nutzen wir richtig aus, wer weiß, wann sie wieder damit aufhört. Da verliebe ich mich definitiv jedes Mal von Neuem, so wundervoll ist das!

ARBEITEN
Mutter zu sein und trotzdem zu arbeiten ist ein Spagat der modernen Frau. Er verlangt ihr sehr viel ab, versucht sie doch, dem Kind, dem Arbeitgeber und sich selbst gerecht zu werden. Sehr gerne wird hier über die Mama der heutigen Zeit geurteilt und natürlich wird sie auch verurteilt. Jede Mama ist anders, hat ein anderes Leben, hat andere Wünsche und Bedürfnisse. Und jeder hat verdammt noch mal vor seiner eigenen Tür zu kehren…
Trotz Vorfreude auf mein Baby hatte mich das Antreten des Mutterschutzes und somit der Elternzeit schwer getroffen. Ich ziehe Energie aus meiner Arbeit, ich brauche sie für mich ganz persönlich. Viele Jahre habe ich diese Stelle gesucht und während der Elternzeit fehlte sie mir samt Kollegen sehr. Eine unerwartete Chance eröffnete sich mir im Herbst letzten Jahres und so startete ich genau ein Jahr nach der Geburt wieder mit wenigen Stunden auf meiner alten Stelle. Zu komischen Zeiten abends, wenn Papa auf unsere Kleine aufpassen konnte und auch ins Bett brachte. Wir hatten uns ursprünglich gegen einen Platz in der Krippe ab einem Jahr entschieden, weil wir das als zu früh sahen. Und ich bereue nicht, sie erst ein paar Monate später abzugeben, nämlich aktuell. Dazu die Tage mehr. Drei Monate lang arbeitete ich mit wenigen Stunden und es macht mich sehr zufrieden. Ich fand wieder ein Stück zu mir. Und ich genoß und genieße diese besondere Zeit, als Letzte das Büro im Dunkeln zu verlassen. Von 7,5 Stunden pro Woche ging ich auf 12 Stunden hoch. Durch Corona verschob sich die Eingewöhnung um ganze zwei Monate und wird dadurch stellenweise immer noch verlangsamt. Dagegen kann ich absolut nichts tun, abhängig bin ich davon aber total. Wieder kann ich mich nur wirklich glücklich schätzen, solche Chefs zu haben. Trotz Unsicherheiten in Bezug auf meine Einsatzfähig durch Krippenschließungen, Verzögerungen und auch dem Fakt, dass sie komplett im Bilde sind was bei mir körperlich los ist – wollen sie mich, ersuchen flexibel jeden Lösungsansatz, stehen hinter mir. Ich erhöhe erneut meine Stunden. Jede Stunde zählt und so bin ich dankbar, dass mir mein Arbeitgeber in diesem Spagat zur Seite steht. Nicht nur im Mutter sein, sondern im individuell sein, im das Optimum finden für jemanden, der selbst alles versucht!

MOBILITÄT
Wer mir folgt, weiß, dass Hernien – also Bauchdeckenbrüche am Stoma oder alten Narben – meine Achillesferse sind. Jedes Jahr eine Hernie wäre untertrieben, leider. Dabei habe ich nie wieder schwer gehoben. Mein Bindegewebe ist nicht das Beste und ich hatte schon immer coronaunabhängig extremen Husten, der stets den Bauch sehr belastet. Somit war natürlich meine größte Angst, mich schwer zu verletzen, wenn ich ein Kleinkind tragen muss. Schwer, weil ich deswegen schon notoperiert wurde. Ohne Bandage ging natürlich nichts, einen Maxicosi samt Baby habe ich nie getragen. Als unsere Kleine irgendwann ein paar Kilo mehr wog, versuchte ich, das unnötige Hochnehmen zu vermeiden und stattdessen runter zu ihr zu gehen. Als sie mit einem halben Jahr anfing, sich krabbelnd von A nach B zubewegen, war das erleichternd. Aber mobil zu sein hieß noch sehr viel mehr und so fing sie bald an zu üben, sich laufend fortzubewegen. Mehrere Monate übte sie Zuhause bis sie mit einem Jahr fast auf dem Tag genau frei zu laufen begann. Und ich war richtig froh!! Dass sie läuft ist für mich eine extreme Erleichterung. Sie bewältigt auch die Treppe nach oben, nur noch nicht runter und kommt auf’s Sofa und ins Bett. Klar muss ich sie hochheben, z.B. ins Auto, in ihren Stuhl, etc. Aber dieses körpernahe Tragen ist aktuell machbar für mich. Meine zwei Hernien sind seit der Geburt nicht schlimmer geworden. Zum Trösten und zum Kuscheln gehe ich meist runter zu ihr, das war schon immer so. Papa trägt sie natürlich und das ist ein toller Gegensatz sowie ein großer Spaß, wenn sie mit Papa durch’s Wohnzimmer tanzen kann. In der Zeit nach der OP wird es erst mal schwer, denn dann kann ich es mir nur im äußersten Notfall erlauben, zu tragen. Mit Bauchschnitt und den Korrekturen meiner aktuellen Hernien herrscht nach der OP lange Trageverbot! Ich weiß noch nicht genau, wie wir das in die Tat umsetzen… aber ich, mein Mann und viele kleine Helferlein werden Wege finden!

ENERGIE
Unter CEDlern immer wieder ein Problem, denn wo geht meine Energie hin und wo bekomme ich welche her?! #spoonie Der Crohn ist kräftezehrend, mal mehr und mal weniger. Körperlich und seelisch. Allen Eltern ist wohl bewusst, dass auch Kinder Kraft kosten. Seit der Geburt war mein Akku nie wieder komplett voll und ich bin froh, dass mein Körper so mitmacht, wie er es tut. Klar, mit Kleinkind ist es anders fordernd als mit Baby. Jede Zeit hat seine Herausforderungen. In der Tat versuche ich dank Papa (danke!) regelmäßige Auszeiten zu genießen und mit kleinen Wohltaten stetig wieder ein bisschen Energie zu tanken. Körperlich wie seelisch. Eine der größten Hilfen ist meine Babyfreie Nacht in der Woche. Danach kommen die heißen Bäder und im Auto auf dem Weg ins Geschäft laut Musik hören. Bald schwinge ich mich nach Möglichkeit auf mein Fahrrad und rase durch den Wald, eh das nach der OP erst mal nichts mehr wird. Oft geht es mir nicht mal unbedingt um Ruhe und Relaxen, sondern um Zeit, zu tun, wonach einem gerade der Sinn steht und was einem Spaß macht. Ich z.B. backe fast jede Woche etwas und verteile es unter meinen Nachbarn. Win-Win-Situation. Schließlich kann ich nicht alles alleine essen. Und wenn mir grad nach Etwas gelüstet, esse ich es auch. Scheiß drauf. Obgleich Mama sein anstrengend für mich ist, will ich es nicht missen. Denn es stimmt, was man sagt: Kinder geben einem wirklich viel zurück, auf unterschiedlichste Art und Weise. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich all das bewältigen würde, wenn unser Wunder mich nicht jeden Tag so anstrahlen würde, wie sie es tut…

KRIPPE
Ich rede ja nicht viel über Corona. Punkt. Aber im Folgenden muss es halt sein. Mein kleines Kind ist nämlich jetzt in der Krippe. Aber ganz so glatt ging’s natürlich nicht. Geplant war Januar eingewöhnen, Februar Zeit für mich, ab März 25h die Woche arbeiten. Pläne müssen ständig korrigiert werden, heutzutage ist Flexibilität angesagt. Januar und Februar waren die Einrichtungen zu. Corona sei Dank. Ab März konnten wir die Eingewöhnung anfangen, nach zwei Wochen mit derzeit 3 Stunden Aufenthalt und ersten Schnupfen wurde die Gruppe geschlossen. Corona sei Dank. Ein positiver Schnelltest einer Erzieherin musste mit PCR-Test verifiziert werden. Wir hatten keine typischen Symptome und da ich arbeiten gehen wollte, ging ich zum Testen. Montags: negativ. Ab da trafen wir – das Kind und ich – keinen mehr daheim, obwohl auch sie einen Test machte, am Dienstag: negativ. Es dauerte bis Ende der Woche, den PCR-Test der Erzieherin auszuwerten, als ging ich, um mir später nichts nachsagen zu lassen, erneut vor’m Arbeiten zum Schnelltest. Donnerstags: negativ. Am Freitag kam die Erlösung, die Erzieherin hat kein Corona. Nun hatten wir Woche drei im Eingewöhnen, die Unterbrechung tat dem nicht sehr gut. Nach 5 Tagen sind wir wieder auf dem Level wie vor dem Coronaverdacht. Sie wollen vorsichtig mit ihr machen, weil sie im Bilde sind was die OP angeht. Dass Zuhause die Dinge bald anders und komischer laufen, ohne Mama und dann mit halbstarker Mama. Bald ist April, irgendwann werden wir dann die Eingewöhnung beenden mit 6,5 Stunden pro Tag und irgendwann werde ich im April in 25 Stunden pro Woche arbeiten. Die geplante Zeit nur für mich, muss warten.
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