Herzensprojekt – Die Operation

Operation? Was ist bis hier her passiert? Schaut hier!

Als Erstes möchte ich mich bei allen bedanken, die mir die letzten zwei Wochen moralisch beigestanden haben. Egal, ob aus meinem privaten Umfeld oder aus der tollen CED- und Stoma-Community – lieben Dank an euch! 

Für alle ohne soziale Kanäle: Unter diesem Beitrag werden alle Posts der letzten zwei Wochen aus dem Krankenhaus aufgeführt. Normalerweise wäre ich erst nach etwa zwei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen worden, also jetzt erst. Dieses Mal habe ich es schneller geschafft und konnte die letzten Tage schon Zuhause bei meiner Familie verbringen. Wie das so funktioniert hat, möchte ich euch heute bisschen erzählen.

Acht Tage nach der OP konnte mich mein Mann wieder abholen. So schnell aus dem Krankenhaus rauslaufen zu können, war wundervoll für mich. Warum das trotz der größeren OP so war, könnte unterschiedliche Faktoren haben. Entlassen wird, wenn die Verdauung funktioniert und das Stoma keine Blockade entwickelt. Damit habe ich bisher fast immer Probleme gehabt. Diesmal nicht. Eventuelle Gründe sind z.B., dass während der OP am offenen Bauch weniger Unruhe im Bauch entstanden sein könnte als bei anderen OPs. Oder aber, dass man früher und mit anderen Mitteln dem Darm auf die Sprünge half, sich wieder und trotz lähmender Schmerzmittel zu bewegen. Denn tatsächlich bewegen musste ich mich weniger als sonst, ich musste mich nicht übergeben und brauchte kaum externe Hilfe. Vielleicht war es auch einfach ein kleines Wunder, weil eine Mama gespürt hat, dass Zuhause ihr Baby wartet. Egal wieso, es ging schneller. 

Nachdem ich vom Krankenhaus aus meine Krankmeldung sowie die Rezepte organisiert hatte, holten wir diese direkt am Tag der Entlassung ab. Zum einen waren das Schlaftabletten, damit ich nachts voll zur Ruhe kommen kann und der Körper die Zeit wirklich zur Erholung nutzt. Es tut mir einfach gut, ich schlafe sehr gut. Aktuell schlafe ich auch alleine, mein Mann kümmert sich nachts komplett um die Kleine. Ein weiteres Rezept beinhaltete starke Schmerzmittel, ohne die ich noch nicht funktioniere. Die ersten Tage musste ich mir einen Wecker stellen, weil aus dem Bett zu kommen ohne Tabletten einfach nicht möglich war. Aber es wird besser, ich spüre es. Und das ist ein schönes Gefühl. 

Mit dem Essen war ich in den ersten Tagen meist vorsichtig, um eine Blockade zu vermeiden. Leicht verdauliche Dinge und kleinere Portionen waren angesagt, genauso wie viel Flüssigkeit. Inzwischen versuche ich normal zu essen, gut zu kauen und genug zu trinken. Schließlich soll der Darm was zu tun bekommen, auch wenn das oft noch weh tut. Durch die große Wundfläche im Inneren tut es mir noch weh, wenn Ru arbeitet. Je mehr alles verheilt, desto besser wird auch das. Die innere Wundfläche kann ich ja nicht beeinflussen, die Bauchschnittnaht schon. Die Klammerpflaster helfen, dass die Naht auch oberflächlich geschlossen bleibt. Im Krankenhaus sagte man, wenn sie mich nerven, könnte ich diese entfernen. Aber ich kenne mich und als die ersten Stellen der Naht zu reißen begannen (weil die Pflaster versagten), bat ich meine Stoma-Schwester um Hilfe. Sie erneuerte die Klammerpflaster auf der ganzen Naht. So unterstützen wir eine schnellere Abheilung. Meine Narben. Meine Geschichte. 

Ich brauche immer noch viel Ruhe und liege oft. Also wechsle ich mich ab zwischen im Bett liegen und kleinen Aufgaben. Die ersten zwei Tage habe ich den Inhalt meiner Tasche aus dem Krankenhaus verräumt. Dann fing ich an, Mahlzeiten vorzubereiten und kleine Aufgaben im Haus zu erledigen. Wenn ich mich bewege, trage ich meine Bandage. Das muss sein. Je fitter ich werde, desto mehr Aufgaben kann wieder übernehmen. Stück für Stück. Diese Woche kann ich mich noch viel zurücklehnen, weil mein Mann daheim ist, um mir zu helfen. Ich bin überhaupt nicht gut darin, nach Hilfe zu fragen. Um mich selbst könnte ich mich kümmern, aber nicht um die Kleine. 

Unsere kleine Tochter war während meiner Abwesenheit eine Woche krank, es war eine intensive Zeit für meinen Mann. Aber unsere Tochter hat die Zeit ohne mich überstanden und sich extrem auf Papa eingestellt. Es ging ihr gut und ich bin war unbesorgt. Aber es fühlte sich falsch an, nicht bei ihr zu sein. Als ich zurückkam, war sie überrascht. Sie suchte ab und an meine Nähe, aber Papa war nun ihre Hauptbezugsperson geworden. Das ist zwar gut, weil ich mich dann gerade so kurz nach der OP weniger anstrengen muss – aber als Mama schmerzt es auch, weil man sein Kind zurückgelassen hat und es sich anderweitig Sicherheiten sucht. Obwohl sie hauptsächlich Papas Nähe sucht, heißt das nicht, dass ich mich ohne Weiteres entfernen darf. Wenn ich z.B. zur Nacht Tschüss sage, hatten wir erst große Tränen, weil sie dachte, ich bin dann wieder weg. Inzwischen hat sie gemerkt, dass ich am nächsten Tag noch da bin und sie mich wecken kann. Je mehr Tage verstreichen, desto öfter kommt sich auch wieder zu mir, wenn sie getröstet oder beschäftigt werden möchte. Manchmal fühle ich mich dann machtlos und bin wütend auf mich selbst, dass ich sie zurückgelassen habe. Aber vielleicht muss ich es einfach hinnehmen, dass es dazu gehört, dass sie mit mir auch diese Erfahrung machen muss. Dass es sie nicht negativ beeinflusst, sondern sie in ihrer Entwicklung weiterbringt. Weil schwerere Zeiten Menschen die Möglichkeit gibt, zu wachsen. Egal, wie klein man sein mag. Letztendlich fangen wir sie auf. 

Ich kann mit der Genesung soweit zufrieden sein. Mit etwas Geduld und kleinen Schritte werde ich die nächsten Wochen langsam wieder fitter werden, meine alten Aufgaben übernehmen und sehen, wie sich das alles anfühlt, wenn es verheilt. Aber ich bin froh, dass mein Bauchdeckenbruch gerichtet und mein Enddarm größtenteils entfernt ist. Es war ein wichtiger und richtiger Schritt auf meiner Reise. Alles Weitere wird die Zeit bringen. 

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